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Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...

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Auffällig an Webers Definition ist auch sein besonderes Hervorheben der Begriffe<br />

„Haupt- <strong>und</strong> Centralton“ sowie des Begriffs „Central-Harmonie“. 73 Er legte dabei<br />

offensichtlich großen Wert darauf, im Zusammenhang mit diesen Begriffen nicht<br />

missverstanden zu werden. In den Lehrbüchern des 18. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wurden<br />

Begriffe wie Hauptton, Tonika oder auch Hauptklang nicht immer einheitlich verwendet<br />

<strong>und</strong> teilweise als Synonyme für den Basston eines Dreiklanges in Gr<strong>und</strong>stellung – den<br />

„basse fondamentale“ – betrachtet. Vogler versteht beispielsweise in der oben zitierten<br />

Stelle unter dem Begriff Hauptton zwar dasselbe wie Weber. Den Bass eines Akkordes<br />

bezeichnet Vogler jedoch als „Gr<strong>und</strong>ton“. Dagegen bezeichnet er das, was Weber hier<br />

als „Gr<strong>und</strong>ton“ ansieht, nämlich den Basston eines Dreiklanges in Gr<strong>und</strong>stellung, 74 als<br />

„Hauptklang“ (vgl. oben). Dem gegenüber unterscheidet Sulzer explizit zwischen<br />

Hauptton <strong>und</strong> Tonika: Die Tonika verändere „mit jeder Ausweichung ihren Platz“,<br />

während der Hauptton „durchs ganze Stück derselbe bleibt“ (vgl. oben). Weber weist<br />

auch darauf hin, dass die Terz <strong>und</strong> Quint eines gr<strong>und</strong>ständigen Dreiklanges gelegentlich<br />

als „Mediante“ <strong>und</strong> „Dominante“ bezeichnet werden, er von diesen Ausdrücken in dem<br />

Zusammenhang jedoch absehe, um insbesonders den Begriff „Dominante“ auf den<br />

Dreiklang der V. Stufe anwenden zu können. 75<br />

Nachdem in der deutschen <strong>Musiktheorie</strong> der systematische Anteil von Fétis’ <strong>Tonalität</strong>sbegriff<br />

bereits mit dem Begriff Tonart belegt war, sollte es nicht überraschen, wenn<br />

diese Begriffe bis heute häufig synonym verwendet wurden (insbesondere auch im<br />

romanischen <strong>und</strong> angelsächsischen Sprachgebrauch 76 ). Auch das in dieser Zeit zunehmende<br />

„Ersetzen“ des bestimmenden Merkmals bei Fétis – die Auflösung der Dominante<br />

– durch den Begriff Tonika erklärt sich aus diesem Zusammenhang. Gerade in<br />

den Jahren 1830 bis 1860 fällt zudem auf, dass der Begriff im deutschsprachigen Raum<br />

häufig im Zusammenhang mit der von Fétis beschriebenen historischen Entwicklung<br />

von der alten zur neuen <strong>Tonalität</strong> erwähnt wird. Insofern wurde der Teil aus Fétis<br />

<strong>Tonalität</strong>sbegriff extrahiert, der aus Sicht der deutschsprachigen <strong>Musiktheorie</strong> etwas<br />

Besonderes darstellte, nämlich das Bewerten der dur-moll-tonalen Entwicklungs-<br />

73<br />

Als Synonyme für den Begriff „tonische Harmonie“ führt Weber noch folgende an: „tonischer<br />

Accord“, „Haupt- oder Principal-Akkord“; als Synonyme für den Begriff „Tonica“: „tonische Note“,<br />

„erste Note“, „erste Stufe“, „Prime“, „Finalnote“, „Finalsaite“, „Principalnote“, „Hauptton“, „Hauptnote“<br />

(vgl. ebda.).<br />

74<br />

Vgl. ebda., S. 213.<br />

75<br />

Vgl. ebda., S. 199-200.<br />

76<br />

Vgl. Beiche, <strong>Tonalität</strong>, S. 7.<br />

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