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Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...

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das Resultat von einem allmälig <strong>und</strong> harmonisch wirkenden Eindruck der Lehre von<br />

Schlußfällen 64 <strong>und</strong> Mehrdeutigkeit 65 auf das Ohr. Die Tonleitung gibt Aufschluß über die<br />

Sukzession der Harmonien, <strong>und</strong> wie das Gefühl davon affizirt, d. i: bald überrascht, bald getäuscht<br />

wird. 66<br />

Vogler verbindet mit dem Begriff Tonart somit die „Sukzession der Harmonien“ <strong>und</strong><br />

deren Wahrnehmung, unter besonderer Berücksichtigung der Kadenz <strong>und</strong> der Mehrdeutigkeit<br />

von Akkorden. Die Ähnlichkeit dieser Auffassung mit Fétis Definition der<br />

„tonalité moderne“ mittels der Auflösung eines Dominantseptakkords in eine Tonika<br />

<strong>und</strong> der Möglichkeit enharmonischer Modulationen ist auffällig. Vogler gibt außerdem<br />

noch an, dass sich die Tonleitung auf den Hauptton – die I. Stufe der Tonart – bezieht:<br />

Da der Begriff Klang allgemeiner ist, als Ton, so nenne ich den vornehmsten Ton jeder Harmonie,<br />

der aber nicht immer zum Gr<strong>und</strong>e (im Baß) liegt, Hauptklang, den Ton, der im Baß liegt,<br />

Gr<strong>und</strong>ton, <strong>und</strong> den ersten unter den 7 Hauptklängen jeder Tonart, worauf die Tonleitung sich bezieht,<br />

Hauptton.<br />

In ähnlicher Weise beschreibt auch 1775 Johann Georg Sulzer die Bedeutung des<br />

Dreiklangs auf der ersten Stufe. Sulzer verwendet die Begriffe Hauptklang <strong>und</strong> Tonika<br />

zwar noch nicht im direkten Zusammenhang mit dem Begriff Tonart (insofern ist<br />

„Tonart“ bei Sulzer eher vergleichbar mit dem Begriff Tonleiter), 67 bei der Begriffsbeschreibung<br />

von „Tonica“ schreibt er allerdings:<br />

Mit diesem Worte [Tonica] wird der Gr<strong>und</strong>ton der diatonischen Tonleiter angedeutet, der in<br />

jedem Satz eines Stücks der Hauptton ist, in welchem der Gesang <strong>und</strong> die Harmonie fortgehen,<br />

<strong>und</strong> den Satz schließen. Die Tonica ist daher von dem eigentlichen Hauptton darin unterschieden,<br />

daß sie mit jeder Ausweichung ihren Platz verändert, da dieser hingegen durchs ganze Stück<br />

derselbe bleibt. Doch wird sie auch in der Bedeutung des Haupttones genommen, wenn man<br />

sagt, der erste Theil eines Stücks habe in der Dominante geschlossen. Der fünfte Ton der Tonica<br />

ist die Dominante. 68<br />

64 Vogler verwendet den Begriff „Schlußfall statt Kadenz, worunter man auch die willkührlichen<br />

Schnörkel zu Ende der Bravour-Arie versteht.“ (Ebda., S. 6).<br />

65 „Die Lehre der Mehrdeutigkeit bestimmt [...] alle möglichen Fälle, wo entweder dieselbigen Harmonien<br />

dem Gehöre wie verschiedene, oder verschiedene dem Gehöre wie dieselben vorkommen.“<br />

(Ebda.).<br />

66 Ebda. S. 8-9.<br />

67 Vgl. Johann Georg Sulzer, Allgemeine Theorie der schönen Künste in einzelnen, nach alphabetischer<br />

Ordnung der Kunstwörter auf einander folgenden, Artikeln. 2. Teil, Leipzig: M. G. Weidmanns Erben<br />

<strong>und</strong> Reich 1775, S. 779.<br />

68 Ebda., S. 783.<br />

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