Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...
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Mißklänge der Harmonie, denn er erkannte den in der diatonischen Leiter enthaltenen Tritonus<br />
als rechten Hebel für die Ausweichung, <strong>und</strong> erfand dadurch die <strong>Tonalität</strong>, das chromatische Geschlecht.<br />
Ein Mann nur vor ihm, Adam Gumpelzhaimer, bahnte diese Erfindung an, aber<br />
niemand hat seiner gedacht. 81<br />
Zu den ersten musiktheoretischen Schriften im deutschsprachigen Raum, die den<br />
Ausdruck <strong>Tonalität</strong> verwenden, zählt Siegfried Wilhelm Dehns Theoretisch-praktische<br />
Harmonielehre (1840). 82 Allerdings ist für Dehn der Ausdruck <strong>Tonalität</strong> offenbar noch<br />
nicht von großer musiktheoretischer Bedeutung, so gibt er weder eine Definition des<br />
Begriffs, noch erwähnt er ihn im Stichwortverzeichnis des Buches. 83 Einmal verwendet<br />
Dehn den Begriff recht beiläufig im Zusammenhang mit den Verwandtschaftsverhältnissen<br />
der Tonarten, ein andermal – <strong>und</strong> hier eindringlicher – benutzt Dehn den Begriff<br />
im Zusammenhang mit der Geschichte der Dur-Moll-Harmonik:<br />
Bis zu den Zeiten Monteverde’s (vergl. pag. 289) herrschte die <strong>Tonalität</strong> der sogenannten<br />
Kirchentonarten [...]. Erst mit Einführung der neuen <strong>Tonalität</strong> wurde das Feld selbstständiger<br />
neuer Harmonieen erweitert, <strong>und</strong> hiermit entstand denn auch die Nothwendigkeit einer selbstständigen<br />
Harmonielehre [...]. 84<br />
Auf der angegebenen Seite 289 schreibt Dehn:<br />
Die regelmässige Behandlung der Dissonanzen, d. h. ihr Eintreten mittelst vorher liegender<br />
Consonanz, ihre stufenweise Auflösung, u. s. w., gehörte früher zu den wesentlichen Bedingungen<br />
der sogenannten strengen oder geb<strong>und</strong>enen Schreibart [...]. Bis zu der Zeit des Claudio<br />
Monteverde [...] herrschte diese Schreibart fast allgemein [...].<br />
Zu den bedeutendsten Neuerungen jener Zeit nun gehören Monteverde’s Versuche in einer freieren<br />
Behandlung der Dissonanzen; er war der Erste, welcher in mehreren Stimmen zu gleicher<br />
Zeit Vorhalte anbrachte [...]. 85<br />
Auch wenn Dehn nicht ausdrücklich Fétis als Quelle angibt, so ist der Zusammenhang,<br />
in dem der Begriff <strong>Tonalität</strong> hier verwendet wird, doch von auffälliger Ähnlichkeit zu<br />
den oben angegebenen Zitaten von Lamennais <strong>und</strong> Winterfeld. Alle drei beziehen sich<br />
81 Ebda., S. 499.<br />
82 Vgl. Beiche, <strong>Tonalität</strong>, S. 7.<br />
83 Vgl. Siegfried Wilhelm Dehn, Theoretisch-praktische Harmonielehre mit angefügten Generalbassbeispielen,<br />
Berlin: Wilhelm Thome 1840, S. 311-315.<br />
84 Ebda., S. 306-307.<br />
85 Ebda., S. 289.<br />
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