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Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...

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Die Takte 19-21 verarbeiten nochmals die Harmonik aus Takt 12 <strong>und</strong> leiten in Takt 21<br />

über G° in das „Gralsmotiv“ (Abbildung 67, T. 21-22) über, das zum ersten Mal im<br />

Vorspiel scheinbar eindeutige dur-moll-tonale Harmonik in das Zentrum der Aufmerksamkeit<br />

stellt. Doch auch die in der ursprünglichen Fassung reine Diatonik des Gralsmotivs<br />

ist hier in verminderte Septakkorden eingebettet. So löst sich die Phrase zum<br />

Ende von Takt 21 nicht wie erwartet nach Es-Dur auf, sondern wird in einen verminderten<br />

Septakkord auf E weitergeführt (T. 22, 1. Viertel). In Takt 23 wird die Sequenzierung<br />

des Motivs eine große Sept höher (D-Dur) erneut in einen verminderten Septakkord,<br />

dieses Mal auf H, „aufgelöst“. Die hörpsychologische Wirkung des Gralsmotivs<br />

im Kontext des verminderten Klangzentrums ist erstaunlich <strong>und</strong> wirkt hier fast wie ein<br />

Besucher eines fremden Sterns. Dies zeigt wie gefestigt die harmonischen Bezüge um<br />

den verminderten Septakkord an dieser Stelle bereits sind <strong>und</strong> dass sich die daraus<br />

resultierende musikalische Syntax offensichtlich auch im (Unter-) Bewusstsein des<br />

Hörers etabliert hat.<br />

Abbildung 67: Wagner, Parsifal, Vorspiel zum 3. Akt, T. 21-24 (Klavierauszug).<br />

In den folgenden Takten (Abbildung 68, T. 22-37) wird hauptsächlich das Klangzentrum<br />

H° bzw. später As° auskomponiert. Auf großformaler Ebene erfüllt dieser<br />

durchführungsartige Abschnitt eine ähnliche Funktion wie ein Auftaktakkord in durmoll-tonaler<br />

Musik. Die bisherigen harmonischen Bezüge <strong>und</strong> Motive werden – hier<br />

bezogen auf H° – weiter entwickelt <strong>und</strong> variiert. Besonders auffällig ist an diesen<br />

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