Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...
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Erste Anzeichen dieser Entwicklung, die letztendlich in der endgültigen Emanzipation<br />
der Dissonanz im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert ihren Höhepunkt fand, kann man bereits in den<br />
Durchführungen mancher klassischer Sonatensatzformen erkennen. So verselbständigen<br />
sich die ausgedehnten Orgelpunkte der Rückführung gelegentlich in einer Weise, dass<br />
sie weniger eine dominantische Wirkung entfalten, sondern vielmehr als Ruhepunkte<br />
<strong>und</strong> statische <strong>Klangzentren</strong> wirken. Ein ausgedehnter Orgelpunkt auf der Dominante<br />
findet sich beispielsweise in Beethovens Sonate op. 28 (T. 219-256). In den ersten acht<br />
Takten des Auftaktakkords (T. 219-226) wird die Dominante traditionell mit Quartsext-<br />
Vorhalten auskomponiert. In den Takten 228-256 (Abbildung 35) wird sie dagegen als<br />
konsonanter Akkord ohne die kleine Sept eingesetzt, was dazu führt, dass ihre eigentliche<br />
Funktion, die Spannung vor der Auflösung in die Tonika (T. 257), fast verloren<br />
geht.<br />
Abbildung 35: Beethoven, Sonate op. 28 „Pastorale“, T. 240-261.<br />
Beethovens Sonate op. 13 (T. 167-187, Abbildung 36) weist dagegen einen eigentlich<br />
dissonanten Dominantseptakkord als Auftaktakkord auf. Durch die chromatischen<br />
Umspielungen der Akkordtöne (T. 167-170 <strong>und</strong> T. 175-178) sowie die Harmonik der<br />
Takte 171-174 bzw. 179-186, wirkt die Dominante hier jedoch wie ein harmonischer<br />
Ruhepunkt, der keiner zwingenden Auflösung mehr bedarf.<br />
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