Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...
Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...
Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
tionale <strong>Tonalität</strong>“ hat sich in Riemanns Nachfolge häufig als Synonym für die Dur-<br />
Moll-<strong>Tonalität</strong> durchgesetzt.<br />
Die Tonika ist bei Riemann als Zentralklang keine abstrakte Stufe, sondern sie bezeichnet<br />
eine Funktion: Die I. Stufe ist je nach Zusammenhang auf unterschiedliche Weise zu<br />
deuten (z.B. als Zwischendominante zur Subdominante oder als Subdominante der<br />
Dominante). Der Zentralklang wechselt somit auf mikroformaler Ebene durch Modulationen<br />
seinen Platz. Der <strong>Tonalität</strong>sbegriff bezieht sich bei Riemann auf die Tonika der<br />
„Haupttonart“, auf den sich, im Sinne eines übergeordneten Zentralklangs, die „Nebentonarten“<br />
beziehen. Damit sieht Riemann <strong>Tonalität</strong> gewissermaßen als eine übergeordnete<br />
Tonart an: Während die <strong>Tonalität</strong> das Ganze Stück hindurch gleich bleibt, ändert<br />
sich durch Modulationen streckenweise die Tonart <strong>und</strong> ein anderer Zentralklang gewinnt<br />
dadurch als neue Tonika an Bedeutung. 142 Dennoch sei „jede Nebentonart auch<br />
dann noch von der Haupttonart aus zu verstehen in ganz ähnlichem Sinne, wie im<br />
engsten Kreise der leitereigenen Harmonik die Dominanten der Tonika gegenüberstehen“.<br />
143 Beiche kommt zu dem Schluss, dass „in H. Riemanns Nachfolge […]<br />
<strong>Tonalität</strong> als erweiterter Tonartbegriff unter Betonung der Bezogenheit aller Klänge auf<br />
ein Zentrum tradiert“ wird. 144<br />
In seinen Ideen zu einer „Lehre von den Tonvorstellungen“ stellte Riemann ein Tonnetz<br />
dar, das mit Oettingens Tonnetz (vgl. Abbildung 10) vergleichbar ist. Dieses Tonnetz<br />
zeigt sowohl die Beziehungen von Tonhöhen <strong>und</strong> Akkorden als auch jene zwischen<br />
<strong>Tonalität</strong>en bzw. Tonarten. Eine Gruppe von drei Tönen innerhalb eines nach oben<br />
gerichteten Dreiecks stellt beispielsweise einen Dur-Dreiklang dar, während man in der<br />
Horizontalen den Quintenzirkel ablesen kann. 145<br />
142<br />
Vgl. ebda., S. 10; Hugo Riemann, Handbuch der Harmonielehre [1887], Leipzig, Breitkopf & Härtel<br />
5<br />
1912, S. 215.<br />
143<br />
Riemann, Handbuch der Harmonielehre, S. 215.<br />
144<br />
Beiche, <strong>Tonalität</strong>, S. 10.<br />
145<br />
Vgl. auch Brian Hyer, Reimag(in)ing Riemann, in: Journal of Music Theory (Bd. 39,1), 1995, S. 101-<br />
138, hier S. 101f.<br />
35