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Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...

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KAPITEL II<br />

ANALYTISCHE KONSEQUENZEN<br />

Die vorangegangenen Untersuchungen haben ergeben, dass eine Zentrierung auf einen<br />

Ton oder Akkord für den <strong>Tonalität</strong>sbegriff notwendig ist <strong>und</strong> dass Kompositionstechniken<br />

atonaler bzw. post-tonaler Musik möglicherweise als ein Weiterdenken dieses<br />

ursprünglich dur-moll-tonalen Prinzips gelten können. Es liegt nahe nun den Untersuchungsgegenstand<br />

– das Klangzentrum – näher zu betrachten <strong>und</strong> die <strong>Klangzentren</strong> der<br />

Dur-Moll-<strong>Tonalität</strong> mit den <strong>Klangzentren</strong> späterer Werke zu vergleichen. Im folgenden<br />

Kapitel werden unterschiedliche Formen der harmonischen Zentrierung dur-molltonaler<br />

Musik untersucht. Die vordergründigen Fragen, die es dabei zu beantworten gilt,<br />

sind: (1) Zeichnet sich die Dur-Moll-<strong>Tonalität</strong> tatsächlich dadurch aus, dass ein einzelner<br />

Zentralklang immer den zentralen Bezugspunkt darstellt? (2) Ist der Akkordtyp des<br />

Zentralklangs zwangsläufig ein Dur- oder Moll-Dreiklang oder kann er auch andere<br />

Formen annehmen?<br />

2.1 <strong>Klangzentren</strong> der Dur-Moll-<strong>Tonalität</strong><br />

Der Zentralklang der Dur-Moll-<strong>Tonalität</strong> ist den meisten Definitionen nach die Tonika.<br />

Dieser Denkweise folgend beziehen sich alle Töne <strong>und</strong> Akkorde auf die I. Stufe der<br />

Tonleiter. Am deutlichsten kommt diese Überlegung in den Theorien von Riemann <strong>und</strong><br />

Schenker zum Tragen. Riemann bezieht in seiner Funktionstheorie alle Akkorde direkt<br />

auf die Tonika, selbst dann, wenn diese Tonika gar nicht im analysierten Abschnitt in<br />

Erscheinung tritt. Dabei nimmt die Tonika entweder die Form eines Dur-Dreiklangs<br />

(Symbol: T) oder eines Moll-Dreiklangs (Symbol: t) ein. Schenker blendet in seinen<br />

Analysen dagegen die mikroformalen harmonischen Beziehungen, die in der Funktionstheorie<br />

im Vordergr<strong>und</strong> stehen, bewusst aus <strong>und</strong> reduziert ganze Abschnitte oder gar<br />

Werke auf die Bewegung von einer Tonika hin zur nächsten.<br />

Es wird heute meist davon ausgegangen, dass die bezeichnete Tonika nicht nur einen<br />

abstrakten Bezugspunkt einnimmt, sondern der Hörer sie auch tatsächlich in entsprechender<br />

Weise wahrnimmt. Aus analytischer Sicht legt man sich mit der Wahl der<br />

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