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Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...

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des Hörers entsprechen. Selbst wenn man versucht, die ersten neun Takte aus Sicht der<br />

Dominante G-Dur zu deuten, wird man nicht der tatsächlichen Wahrnehmungssituation<br />

in Takt 11 gerecht, in der sich die vermeintliche Dominante ohne Gr<strong>und</strong>ton mit tiefalterierter<br />

None (T. 8-10) plötzlich in einen B-Dur-Septakkord verwandelt, der nach Es-Dur<br />

weiterleitet. Außerdem deuten die ersten 5 Takte der Einleitung eher auf die Tonart a-<br />

Moll hin als auf G-Dur <strong>und</strong> den verminderten Septakkord auf Fis im ersten Takt hört<br />

man im Nachhinein eher als einen Vorhalt zum nachfolgenden F 7 (das zum übermäßigen<br />

Quintsextakkord umgedeutet wird) <strong>und</strong> nicht als Dominante zu G. Auch den<br />

verminderten Septakkord auf H in den Takten 26-28 stellt Beethoven in ein harmonisches<br />

Umfeld, das nicht an C-Dur erinnert. Erst mit Beginn des Hauptthemas in T. 30<br />

wird zum ersten Mal C-Dur als Tonart angedeutet <strong>und</strong> schließlich in T. 43 bestätigt.<br />

Doch auch vor dieser Bestätigung zögert Beethoven in Takt 41 C-Dur nochmals hinaus,<br />

indem er zunächst einen Dominantseptakkord auf C setzt.<br />

Diese Einleitung scheint sich Deutungsversuchen aus Sicht eines einzigen Zentralklangs<br />

vehement zu widersetzen. Vielmehr hat es den Anschein als kreise die Harmonik – ganz<br />

im Sinne von Schönbergs schwebender <strong>Tonalität</strong> – kontinuierlich um mehrere Zentralklänge<br />

ohne sich dabei eindeutig festzulegen. Dieses Wechselspiel verschiedener<br />

<strong>Klangzentren</strong> ist nicht nur für die Analyse von Bedeutung, auch unsere Wahrnehmung<br />

vermag hier kaum einen einzelnen Bezugspunkt festzumachen.<br />

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