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Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...

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festgehaltenen Klangzentrums bilden. […] Der Klang verzichtet ebenfalls auf Entwicklung von<br />

beziehungsmäßiger Struktur, beharrt vielmehr auf einem Punkt. 239<br />

Daraus geht zweifelsfrei hervor, dass Erpf auch statische <strong>Klangzentren</strong> in seiner Definition<br />

mit einschließt. Das Klangzentrum einer Komposition definiert sich nicht über<br />

möglicherweise vorhandene kontrastierende Zwischenstrecken; umgekehrt werden diese<br />

jedoch durch das Vorhandensein eines Klangzentrums ermöglicht. Im Allgemeinen lag<br />

Erpf wohl wenig daran, mit seinen Begriffen eine exakte Systematik zu beschreiben.<br />

Vielmehr versucht er die Zusammenhänge von unterschiedlichen Kompositionstechniken<br />

<strong>und</strong> Satzmodellen anhand konkreter Beispiele, die aus seiner Sicht ähnlichen<br />

Prinzipien folgen, aufzuzeigen, weshalb er wohl auch die Technik des Klangzentrums<br />

mit dem Begriff der dur-moll-tonalen Tonika in Beziehung gebracht hat. Erpf weist<br />

sogar ausdrücklich darauf hin, „daß die [Satz-]Typen in reiner, deutlicher Form selten<br />

auf längeren Strecken herrschen. Sie wechseln vielmehr häufig untereinander, durchdringen<br />

sich gegenseitig <strong>und</strong> sind fast immer durchsetzt von Resten funktioneller<br />

Beziehung.“ 240 So gesehen schließen sich die <strong>Klangzentren</strong>begriffe bei Erpf <strong>und</strong> Lissa<br />

keineswegs gänzlich aus. Jedenfalls beziehen sich beide auf vergleichbare Kompositionstechniken,<br />

die in den Denkmustern der Komponisten um 1900 fest verankert waren<br />

<strong>und</strong> auf ähnliche Wurzeln hindeuten.<br />

Auch Eberles Behauptung im erwähnten Zitat, dass Skrjabins Klangzentrum „nicht ein<br />

‚klangliches Zentrum [ist], von dem die Entwicklung ausgeht <strong>und</strong> in das sie wieder<br />

zurückstrebt‘“ ist sehr fragwürdig. Er bezieht sich dabei direkt auf folgende Aussage<br />

Lissas: 241<br />

Die zwölf möglichen Transpositionen des Gr<strong>und</strong>akkordes bilden nichts an sich Selbstständiges,<br />

das sich dem Klangzentrum in seiner ursprünglichen Gestalt entgegenstellen würde, es sind bloß<br />

Schattierungen seiner Tonhöhe. 242<br />

Wie soll diese Aussage verstanden werden? Ist damit gesagt, dass die Transposition des<br />

Prometheus-Akkords auf eine andere Stufe der chromatischen Skala keinerlei klangliche<br />

Auswirkung hat, die unterschiedlichen Stufen also alle in derselben tautologischen<br />

239 Ebda., 201f.<br />

240 Ebda., S. 202.<br />

241 Vgl. Eberle, Studien zur Harmonik Alexander Skrjabins, S. 65.<br />

242 Lissa, Geschichtliche Vorform der Zwölftontechnik, S. 19.<br />

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