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Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...

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Lissas Argumentation hätte Erpf wahrscheinlich widersprochen, da er Zwölftontechnik<br />

<strong>und</strong> <strong>Klangzentren</strong>-Technik zwar unter dem Kapitel der funktionslosen Satztypen zusammengefasst<br />

hat, jedoch keineswegs eine direkte Beziehung zwischen diesen beiden<br />

Techniken herstellte. Auf einen anderen vermeintlichen Unterschied der Begriffsdefinitionen<br />

von Erpf <strong>und</strong> Lissa geht Gottfried Eberle in seinen Studien zur Harmonik Alexander<br />

Skrjabins 1978 ausführlich ein:<br />

Erpfs „Klangzentrum“ oder – um gleich die gemeinte Sache anzusprechen – der Quartenakkord<br />

in Schönbergs Klavierstück [op. 19/6], tritt immer wieder „nach kurzen Zwischenstrecken“ auf,<br />

die sich „kontrastierend abheben“. Skrjabins „Klangzentrum“ jedoch werden keine kontrastierenden<br />

Zwischenpartien gegenübergestellt, es bestimmt in seinen 12 Transpositionsstufen das<br />

Werk ganz ausschließlich. Es ist nicht ein „klangliches Zentrum, von dem die Entwicklung ausgeht<br />

<strong>und</strong> in das sie wieder zurückstrebt“, sondern es repräsentiert das Ganze, das im Gr<strong>und</strong>e<br />

keine harmonische Fortentwicklung kennt […]. 237<br />

Eberle scheint jedoch Erpfs Begriff des Klangzentrums zu verkennen. Erpf gibt zu<br />

keinem Zeitpunkt das Vorhandensein kontrastierender Zwischenstrecken als notwendige<br />

Bedingung für die Technik des Klangzentrums an. Im Gegenteil verwendet er<br />

den Begriff Klangzentrum auch im Zusammenhang mit der „Technik der ostinaten<br />

Unterlage“ wie folgt:<br />

Schrumpft die Klangfolge der ostinaten Unterlage auf einen einzigen – etwa figurierten – Klang<br />

zusammen, so geht sie in ein Klangzentrum über; dehnt sich der Klang des Klangzentrums zu<br />

einer Klangfolge aus, so kann er, bei Wiederholung in regelmäßigen Abständen, zu einer ostinaten<br />

Unterlage werden. 238<br />

Als Beispiel für eine Mischform aus ostinater Unterlage <strong>und</strong> Klangzentrum nennt Erpf<br />

Igor Strawinkys Trois pièces pour quatuor à cordes. Über die Takte 1-15 dieses Werkes<br />

schreibt Erpf:<br />

Der ganze Komplex, der übrigens den ganzen Satzablauf beherrscht, setzt sich also aus mehreren<br />

unregelmäßig verb<strong>und</strong>enen ostinaten Bewegungen zusammen, die zugleich die Figuration eines<br />

237 Ebda., S. 49.<br />

238 Erpf, Studien zur Harmonie- <strong>und</strong> Klangtechnik, S. 198.<br />

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