Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...
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Abbildung 70: Schönberg, Verklärte Nacht op. 4, T. 137-140; Klavier-Reduktion.<br />
Auch der formale Zusammenhang wird in der Verklärten Nacht nicht mehr ausschließlich<br />
über die Tonika hergestellt. Statt dessen verwendet Schönberg einen<br />
Dominantseptnonenakkord mit der None im Bass, um die formale Gliederung hervorzuheben.<br />
Theodor W. Adorno schrieb:<br />
Dieser wechselnder Auflösungen fähige Akkord erscheint in der „Verklärten Nacht“ wiederholt,<br />
<strong>und</strong> zwar an entscheidenden Einschnitten der Form, absichtsvoll anorganisch. Er bewirkt<br />
Zäsuren im Idiom. Ähnlich verfährt dann Schönberg in der Ersten Kammersymphonie mit dem<br />
berühmt gewordenen, ebenfalls in der traditionellen Harmonielehre nicht verzeichneten Quartenakkord.<br />
Er wird zur Leitharmonie <strong>und</strong> markiert alle wichtigen Einschnitte <strong>und</strong> Verklammerungen<br />
der großen Form. 281<br />
Schönberg sah bekanntlich symmetrische Klänge wie den übermäßigen Dreiklang den<br />
Quartenakkord oder den sechsstimmigen Ganztonakkord, als Alterationen der Dominante<br />
an. In seiner Harmonielehre löste er diese Klänge konsequent in andere Klänge<br />
auf bzw. führte sie in andere Klänge weiter. Abbildung 71 zeigt die Auflösung des<br />
281 Theodor W. Adorno, Sprache <strong>und</strong> ihr Verhältnis im gegenwärtigen Komponieren, in: Theodor W.<br />
Adorno: Gesammelte Schriften Bd. 16 (Musikalische Schriften I-III), Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1978,<br />
S. 649-664, hier S. 655.<br />
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