19.01.2013 Aufrufe

Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...

Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...

Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

EINLEITUNG<br />

Der Begriff <strong>Tonalität</strong> gehört seit seinem Aufkommen zu Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts 2<br />

wohl zu den am häufigsten verwendeten <strong>und</strong> zugleich ambivalentesten Termini der<br />

<strong>Musiktheorie</strong>. Carl Dahlhaus schreibt diesbezüglich: „Der Terminus <strong>Tonalität</strong> ist<br />

vieldeutig, <strong>und</strong> [...] es [dürfte] vergeblich sein, eine Norm des Wortgebrauchs festsetzen<br />

zu wollen.“ 3 Das Verständnis von <strong>Tonalität</strong> hat im Laufe der Musikgeschichte viele<br />

Wandlungen erfahren. Unterschiedliche Autoren hoben dabei jeweils unterschiedliche<br />

Aspekte tonaler Musik hervor <strong>und</strong> es entwickelte sich so eine Begriffsvielfalt, die in<br />

ihrer ganzen Komplexität heute kaum überschaubar ist. Insbesondere sind dabei zwei<br />

Definitionsbereiche zu unterscheiden: 4<br />

(1) die skalenbezogene Definition von <strong>Tonalität</strong> als die Beziehungen zwischen den<br />

Tönen einer Skala;<br />

(2) die akkordbezogene Definition von <strong>Tonalität</strong> als die Beziehungen der Harmonien<br />

auf einen Zentralklang, die Tonika.<br />

Diese beiden Definitionen stehen sich jedoch keineswegs diametral gegenüber, sondern<br />

sie ergänzen <strong>und</strong> bedingen sich gegenseitig. So ist auch bei den meisten skalenbezogenen<br />

Definitionen durchaus die I. Stufe als ein Zentralton gegeben. Brian Hyer stellt<br />

fest, dass jede Theorie, die sich mit dem Begriff <strong>Tonalität</strong> auseinander setzt, der einen<br />

oder anderen Tradition zugewiesen oder als ein Hybrid beider Auffassungen angesehen<br />

werden kann. Die beiden musiktheoretischen Hauptströmungen innerhalb dieser Traditionen<br />

sind laut Hyer die Stufentheorie von Gottfried Weber <strong>und</strong> Heinrich Schenker<br />

(skalenbezogen) auf der einen Seite sowie Hugo Riemanns Funktionstheorie (akkordbezogen)<br />

auf der anderen Seite. 5<br />

François-Joseph Fétis verstand unter „tonalité“ 1844 noch primär die „Zusammenstellung<br />

der notwendigen Beziehungen simultan oder sukzessiv angeordneter Tonleiter-<br />

2<br />

Nach heutiger Kenntnis findet sich der erste Beleg für den Begriff bei A. É. Choron in seiner 1810<br />

erschienenen Sommaire de l’histoire de la musique. Vgl. Michael Beiche, <strong>Tonalität</strong>, in: Handwörterbuch<br />

der musikalischen Terminologie, Stuttgart: Steiner 1999, S. 2.<br />

3<br />

Carl Dahlhaus, <strong>Tonalität</strong>, in: Die Musik in Geschichte <strong>und</strong> Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der<br />

Musik, Kassel: Bärenreiter 1989, S. 623.<br />

4<br />

Vgl. ebda.; Brian Hyer Tonality, in: Grove Music Online, http://www.oxfordmusiconline.com<br />

(1.6.2010).<br />

5<br />

Hyer, Tonality.<br />

1

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!