Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...
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Viertel dieses Taktes nimmt aus Sicht von Ges° die gleiche Funktion ein wie der b-<br />
Moll-Dreiklang in G°. Die Auflösung des F 7 nach Ges° im vierten Takt (#8–1) ent-<br />
spricht der Auflösung von Ges 7 nach G° im zweiten Takt. Den verminderten Septakkord<br />
auf D habe ich, dem Tonvorrat entsprechend, in einen verminderten Septakkord auf F<br />
umgedeutet, um so den harmonischen Verlauf in kleinen Sek<strong>und</strong>en deutlicher darzu-<br />
stellen (Gº – Gbº – Fº). Auch im weiteren Verlauf der Analyse werde ich versuchen<br />
verminderte Septakkorde nicht nur gemäß ihrem tatsächlichen Gr<strong>und</strong>ton zu deuten,<br />
sondern auch gemäß ihrer strukturellen <strong>und</strong> formalen Funktion.<br />
Abbildung 61: Wagner, Parsifal, Vorspiel zum 3. Akt, T. 1-4; bezogen auf den verminderten<br />
Septakkord.<br />
Abbildung 62 zeigt den harmonischen Prozess der ersten vier Takte in Form eines<br />
gerichteten Graphen. Die Bezeichnungen „+1“ <strong>und</strong> „-1“ beziehen sich dabei auf den<br />
verminderten Septakkord innerhalb desselben Rechtecks <strong>und</strong> stehen für die chromatische<br />
Erhöhung eines Akkordtons („+1“; z.B. b-Moll <strong>und</strong> G-Halbvermindert aus Sicht<br />
von G-Vermindert) bzw. die chromatische Erniedrigung eines Akkordtons (z.B. Ges-<br />
Dur oder Ges 7 aus Sicht von G-Vermindert). Die Pfeile markieren jene Zustandsänderungen<br />
der Akkorde, die in den jeweiligen Takten vorhanden sind. Man erkennt am<br />
Graphen deutlich, wie die Umspielung des verminderten Septakkords – <strong>und</strong> damit auch<br />
die dur-moll-tonalen Beziehungen – mit jedem neuen verminderten Septakkord weniger<br />
werden, bis in der zweiten Hälfte des vierten Takts nur noch die Auflösung von D-<br />
Halbvermindert in D-Vermindert überbleibt. Außerdem sieht man, dass die harmonischen<br />
Beziehungen in Bezug auf G° am konsequentesten auskomponiert wurden.<br />
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