Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...
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In der folgenden Analyse werde ich untersuchen, wie sich diese Akkordbeziehungen auf<br />
die Harmonik des Vorspiels zum 3. Akt des Parsifal auswirken. Gezeigt wurde bereits,<br />
dass die Tonart b-Moll in den ersten vier Takten immer wieder durch verminderte<br />
Septakkorde in Frage gestellt wird. Wenn wir die genannten Akkordbeziehungen auf<br />
den verminderten Septakkord auf G anwenden, dann ergibt sich folgendes Harmonieschema<br />
(Abbildung 60).<br />
Abbildung 60: Harmonische Beziehungen des verminderten Septakkords auf G.<br />
Die Beziehungen zu b-Moll, Ges-Dur, G-Halbvermindert <strong>und</strong> dem Dominantseptakkord<br />
auf Ges sind in dieser Abbildung hervorgehoben, um ihre besondere Bedeutung für das<br />
Parsifal-Vorspiel (3. Akt) anzudeuten. Die Harmoniefolge der ersten drei Takte (b-Moll<br />
– Ges-Dur – Ges 7 – G° – b-Moll – G°; vgl. Abbildung 53) des Vorspiels lässt sich<br />
diesem Schema folgend als eine gerichtete Folge ansehen, die das Klangzentrum G°<br />
vorbereitet.<br />
Abbildung 61 zeigt die harmonischen Beziehungen der ersten vier Takte bezogen auf<br />
den verminderten Septakkord. Dabei werden mit den Zahlen die Stufen des verminderten<br />
Septakkords (vgl. Abbildung 54) in ähnlicher Weise bezeichnet, wie dies in<br />
Riemanns Funktionstheorie bezogen auf die Tonika geschieht. Aus dieser Sicht stellen<br />
die ersten beiden Takte einen Vorhalt zum verminderten Septakkord dar, der sich auf<br />
der zweiten Viertel des zweiten Taktes auflöst. Besonders interessant ist die zweite<br />
Hälfte des dritten Taktes. Dieser kann sowohl aus Sicht von G° als auch aus Sicht des<br />
nachfolgenden Ges° gedeutet werden <strong>und</strong> wird somit als harmonisches Bindeglied<br />
zwischen G° <strong>und</strong> Ges° genutzt. Die melodische Linie der Oberstimme (b–c 1 –es 1 –des 1 )<br />
ist – bezogen auf G° – eine Umspielung der Quint, bereitet jedoch das Klangzentrum<br />
Ges° bereits vor: Der zugr<strong>und</strong>e liegende es-Moll-Sextakkord ohne Quint auf der dritten<br />
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