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Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...

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+1 -1 +1 -1<br />

Gº<br />

T. 1-3 T. 3-4<br />

T. 4<br />

Fº<br />

+1<br />

Gbº<br />

Abbildung 62: Wagner, Parsifal, Vorspiel zum 3. Akt, T. 1-4; Graph-Darstellung des harmonischen<br />

Prozesses.<br />

In ähnlicher Weise wie während des Tristan-Vorspiels werden in diesen ersten Takten<br />

des Parsifal-Vorspiels (3. Akt) mehrere <strong>Klangzentren</strong> etabliert, die nicht nur analytische<br />

Konsequenzen fordern, sondern auch unsere Wahrnehmung des Werks nachhaltig<br />

beeinflussen. Interessanterweise nimmt jedoch das Klangzentrum b-Moll im weiteren<br />

Verlauf des Vorspiels eine relativ unbedeutende Rolle ein. Während der Dominantseptakkord<br />

im Tristan-Vorspiel noch der Tonika in mancher Beziehung untergeordnet war,<br />

komponiert Wagner den verminderten Septakkord nun mit all seinen Konsequenzen als<br />

eigenständiges Klangzentrum. Fast jede Harmoniefolge des Parsifal-Vorspiels lässt sich<br />

direkt auf die harmonischen Beziehungen in Abbildung 60 zurückführen <strong>und</strong> mündet in<br />

einen verminderten Septakkord, der ohne jedwede Auflösung als tonaler Bezugspunkt<br />

dient.<br />

In den Takten 5-12 (Abbildung 63) stehen die verminderten Septakkorde auf D <strong>und</strong> E/G<br />

im Zentrum. Dabei werden die Takte 5-6 in den Takten 7-8 um einen Ganzton höher<br />

sequenziert (T. 7) bzw. um einen Halbton höher imitiert (T. 8). Die Dreiklänge gis-Moll<br />

<strong>und</strong> E-Dur in Takt 5 stehen im selben Verhältnis zu F° wie zuvor b-Moll <strong>und</strong> Ges-Dur<br />

zu G°. Dieser Zusammenhang tritt auch in der Sequenz in Takt 8 in Erscheinung, in<br />

dem wiederum b-Moll <strong>und</strong> Ges-Dur (enharmonisch umgedeutet) klingen. Der C-Dur-<br />

Dreiklang im fünften Takt leitet die „Tonart“ E°/G° ein <strong>und</strong> führt damit wieder zum<br />

Zentralklang der ersten Takte zurück. Der Dominantseptakkord auf Fis im sechsten Takt<br />

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