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ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

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Quelle: Inlandsreport, 17.3.1994<br />

In diesem S<strong>in</strong>n ist dem Bef<strong>und</strong> von Michael Gehler zuzustimmen, der<br />

davon gesprochen hat, dass die österreichische Bevölkerung zum Beitritt<br />

„mehr überredet“ worden wäre, als von dessen Notwendigkeit „überzeugt“<br />

(Gehler 2002:316). Neben der Angst vor irreversibler Denormalisierung<br />

zählt Gehler folgende Gründe auf, die se<strong>in</strong>e Überredungsthese stützen: Die<br />

bereits erwähnte Geschlossenheit der österreichischen Regierungsparteien<br />

SPÖ <strong>und</strong> ÖVP; die E<strong>in</strong>helligkeit, mit der die wichtigsten österreichischen<br />

Medien (mit der e<strong>in</strong>zigen Ausnahme von Kurt Falks „Täglich Alles“) für<br />

e<strong>in</strong>en Beitritt optierten 27 ; die beträchtlichen f<strong>in</strong>anziellen Mittel, die <strong>in</strong> die<br />

Beitrittskampagne <strong>in</strong>vestiert wurden (Gilbert Scharsach zufolge waren es<br />

mehr als e<strong>in</strong>e Milliarde Schill<strong>in</strong>g); die Une<strong>in</strong>igkeit der EU-Gegner; die<br />

österreichfre<strong>und</strong>liche Stimmung, welche die Europäische Kommission im<br />

Vorfeld der Abstimmung verbreitete; die Vermeidung von Tabu- <strong>und</strong><br />

Reizthemen wie etwa der österreichischen Neutralität; die immer noch stark<br />

nachwirkende Tradition des österreichischen Etatismus; schließlich die<br />

sozialpsychologischen Effekte historischer Traumata wie etwa des<br />

Großmachtverlusts 1918 <strong>und</strong> des darauf folgenden Gefühls der<br />

„Lebensunfähigkeit“ der Ersten Republik oder, umgekehrt, des Verlusts<br />

nationalstaatlicher Souveränität durch den Nationalsozialismus <strong>und</strong> der<br />

anschließenden Besatzung nach 1945 (vgl. Gehler 2002:327 ff.).<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> lässt sich die „zentrale Rolle“, die der ORF „<strong>in</strong> der<br />

Aufklärungs- <strong>und</strong> Informationskampagne“ im Vorfeld der Abstimmung über<br />

den Beitritt gespielt hatte, zugleich dezentrieren <strong>und</strong> präziser bestimmen:<br />

Mit se<strong>in</strong>en Informationssendungen beteiligte sich der ORF durch gezielte<br />

27 Interessanterweise hebt Gehler dabei die Rolle der „Kronen Zeitung“ besonders hervor<br />

(deren Beitrag sicherlich nicht zu unterschätzen ist), ohne den ORF auch nur zu<br />

erwähnen.<br />

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