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ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

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Europe“), d.h. die Strategien des „european soul search<strong>in</strong>g“3, erwecken<br />

nicht zufällig e<strong>in</strong> déjà vu im H<strong>in</strong>blick auf die Formen nationaler<br />

Identitätsstiftung seit dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert: Programme zur Stärkung e<strong>in</strong>es<br />

europäischen Geme<strong>in</strong>schaftsgefühls richten sich vorrangig auf die Suche<br />

nach e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen kulturellen Erbe, e<strong>in</strong>em europäischen<br />

Gedächtnis etc.<br />

Iconclash. <strong>Kollektive</strong> <strong>Bilder</strong> <strong>und</strong> <strong>Democratic</strong> <strong>Governance</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> wirft<br />

e<strong>in</strong>en anderen Blick auf die Frage der Formierung e<strong>in</strong>er europäischen<br />

Identität. Ausgangspunkt für das theoretisch-methodische Sett<strong>in</strong>g ist die<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich veränderte Konzeptualisierung von nationalen (bzw. generell<br />

kollektiven) Identitäten, die sich mit dem cultural turn <strong>in</strong> den Geistes-,<br />

Kultur- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften verb<strong>in</strong>det: Nationen (aber auch andere,<br />

z.B. supranationale, regionale etc. Entitäten) werden als „imag<strong>in</strong>ed<br />

communities“ (Benedict Anderson4) konzipiert, als „vorgestellte<br />

Geme<strong>in</strong>schaften“. Diese kollektiven Vorstellungen s<strong>in</strong>d Ergebnis der<br />

Diskurse, Narrative, aber auch der <strong>Bilder</strong>, die im medialen<br />

Kommunikationsraum zirkulieren.<br />

Das Projektdesign von Iconclash richtet sich auf die Frage nach der<br />

Funktion von <strong>Bilder</strong>n für die Prägung kollektiver Vorstellungen über EU-<br />

<strong>Europa</strong> <strong>und</strong> greift damit den rezenten pictorial, bzw. visual turn auf, <strong>in</strong> dem<br />

sich e<strong>in</strong>e neue Aufmerksamkeit für <strong>Bilder</strong> manifestiert, <strong>und</strong> verb<strong>in</strong>det dieses<br />

Interesse für visuelle Darstellungen der Realität mit der Frage nach der<br />

damit verb<strong>und</strong>enen Prägung kollektiver Identitäten. Dabei werden vor allem<br />

jene Bildkategorien <strong>in</strong>s Auge gefasst, die <strong>in</strong> der Frage nach den<br />

europäischen <strong>Bilder</strong>welten, bzw. deren vielfach moniertem Fehlen<br />

(„Europe’s iconographic deficit“, Rem Koolhaas 20045) bislang weitgehend<br />

negiert wurden: die im medialen Kommunikationsraum permanent<br />

zirkulierenden <strong>Bilder</strong>. Die mediale Konstruktion der Wirklichkeit erfolgt ja<br />

nicht alle<strong>in</strong> durch Texte, sondern auch – <strong>und</strong> das womöglich noch stärker –<br />

durch <strong>Bilder</strong>, die gerade durch ihre emotional-affektive Dimension vor allem<br />

auch die Gefühlsebene – die viel zitierten „Herzen“ – ansprechen.<br />

Iconclash versucht aber nicht alle<strong>in</strong>, die gegenwärtig maßgeblichen<br />

<strong>in</strong>novativen Theorieansätze aufzugreifen <strong>und</strong> für die Fragestellung nach<br />

der Weiterentwicklung demokratiepolitischer Ansätze im europäischen<br />

3 Vgl. Gilbert Weiss, Die vielen Seelen <strong>Europa</strong>s. E<strong>in</strong>e Analyse „neuer“ Reden zu <strong>Europa</strong>,<br />

<strong>in</strong>: Monika Mokre, Gilbert Weiss, Ra<strong>in</strong>er Bauböck (Hg.), <strong>Europa</strong>s Identitäten. Mythen,<br />

Konflikte, Konstruktionen, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-New York 2003, S. 183-206.<br />

4 Benedict Anderson, Die Erf<strong>in</strong>dung der Nation. Zur Karriere e<strong>in</strong>es erfolgreichen<br />

Konzepts, Frankfurt/New York 1996 (amerikan. Erstveröffentlichung 1983).<br />

5 Re<strong>in</strong>ier de Graaf, Rem Koolhaas, €-conography. How to <strong>und</strong>o Europe’s<br />

iconographic deficit?, <strong>in</strong>: Rem Koolhaas (Hg.), Content, Köln 2004, S. 376:389<br />

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