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ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

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Differenzierung <strong>und</strong> des „American Exceptionalism“ spielen. In der jüngsten<br />

Phase machtpolitischer Ause<strong>in</strong>andersetzungen zwischen den USA <strong>und</strong><br />

<strong>Europa</strong> gew<strong>in</strong>nt der Antiamerikanismus auf beiden Seiten des Atlantiks an<br />

Bedeutung (Krastev 2004). Novum ist, dass dem bekannten Amerika-<br />

Bash<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> e<strong>in</strong> <strong>Europa</strong>-Bash<strong>in</strong>g <strong>in</strong> den USA folgt. Die USA blicken<br />

<strong>in</strong> Richtung <strong>Europa</strong> zunehmend mit der Brille „antiamerikanischer“<br />

Ressentiments. Die Rede von e<strong>in</strong>em europäischen Antiamerikanismus im<br />

Zusammenhang mit der Bush-Politik wird vor allem von Neokonservativen<br />

strapaziert. Insbesondere seit der Irak-Invasion der USA <strong>und</strong> der<br />

Unterstützungsverweigerung e<strong>in</strong>iger europäischer Staaten wird <strong>Europa</strong> als<br />

antiamerikanisch identifiziert – nicht zuletzt mit der Absicht, Kritik an<br />

konkreten politischen Entscheidungen zu delegitimieren. In e<strong>in</strong>er<br />

Besprechung des von Paul Holländer herausgegebenen Sammelbandes<br />

Understand<strong>in</strong>g Anti-Americanism (2004) schreibt Günter Bischof, „dass aus<br />

neokonservativer Perspektive gegen jegliche Kritik an den USA<br />

polemisiert“, dass e<strong>in</strong>e Art <strong>Europa</strong>-Bash<strong>in</strong>g vorgenommen werde (Bischof<br />

2004).<br />

5.2.6 Resümee: Nützliche <strong>Europa</strong>- <strong>und</strong> fehlende EU-<strong>Bilder</strong><br />

Wenn <strong>in</strong> den USA von <strong>Europa</strong> gesprochen wird, dann wird eher nicht die<br />

Europäische Union adressiert, sondern es werden e<strong>in</strong>zelne europäische<br />

Nationalstaaten angesprochen. Die USA halten am Konzept des nationstate<br />

fest, sie verweigern, so Timothy G. Ash (2004b), die Beschäftigung<br />

mit e<strong>in</strong>em transnationalen politischen <strong>und</strong> demokratischen Gebilde.<br />

Die Adressierung <strong>Europa</strong>s via Nationalstaaten <strong>und</strong> nicht als politische<br />

E<strong>in</strong>heit EU erklärt die weitgehende Abwesenheit von <strong>Bilder</strong>n <strong>und</strong><br />

Narrativen. Die EU bleibt e<strong>in</strong> weißer Fleck auf den mentalen <strong>und</strong><br />

politischen Landkarten der USA. Dieser weiße Fleck darf aber nicht<br />

dah<strong>in</strong>gehend <strong>in</strong>terpretiert werden, dass sich die politische Führung für die<br />

europäische Integration <strong>und</strong> Erweiterung nicht <strong>in</strong>teressieren würde. Eher ist<br />

das Gegenteil der Fall. Die Nicht-Wahrnehmung von <strong>Europa</strong> als EU<br />

korrespondiert mit politisch-strategischen Überlegungen, nämlich die<br />

politische Rolle der EU nicht zusätzlich zu fördern. Erweiterung <strong>und</strong><br />

Vertiefung der Integration werden sorgfältig beobachtet, von den<br />

konservativen Hardl<strong>in</strong>ern eher kritisch, von Liberalen eher wohlwollend.<br />

„The Heritage Fo<strong>und</strong>ation“ vertritt die Me<strong>in</strong>ung, dass die Türkei-<br />

Mitgliedschaft schon, e<strong>in</strong>e weitere Integration <strong>und</strong> Vertiefung jedoch nicht<br />

im Interesse der USA liege (Abramitz/Burt 2004:A19), sondern dass<br />

Amerika Nutzen aus e<strong>in</strong>em <strong>Europa</strong> der zwei Geschw<strong>in</strong>digkeiten ziehe<br />

(analog dem Alten <strong>und</strong> dem Neuen <strong>Europa</strong>). Die dah<strong>in</strong>ter liegenden<br />

politisch-strategischen Absichten s<strong>in</strong>d unschwer zu erkennen: Wenn<br />

<strong>Europa</strong> aus E<strong>in</strong>zelstaaten besteht, dann gibt es die Möglichkeit, sich nach<br />

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