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ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

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Kommission, bzw. im europäischen Parlament Erwähnung, als wegen ihrer<br />

Relevanz für Österreich.<br />

Zu den wenigen ausführlicheren Beiträgen über die Haltung der EU zum<br />

Österreich-Beitritt zählt e<strong>in</strong> Bericht <strong>in</strong> Profil 19/9.5.1994 über die Debatte,<br />

bzw. Abstimmung zum Beitrittsansuchen im EU-Parlament, die E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e – vom Profil allerd<strong>in</strong>gs nicht weiter aufgegriffene, bzw. kommentierte –<br />

Diskrepanz zwischen Außensicht <strong>und</strong> Innensicht eröffnet. Offenk<strong>und</strong>ig gibt<br />

es – im Gegensatz zur auch vom Profil kommunizierten, bzw. forcierten<br />

Pro-EU-Stimmung – im EU-Parlament selbst Kritik an Österreichs<br />

mangelnder <strong>Europa</strong>-Reife. In der Debatte wird von e<strong>in</strong>igen RednerInnen<br />

die Befürchtung e<strong>in</strong>er Stärkung der BRD durch den Beitritt Österreichs<br />

moniert <strong>und</strong> somit das „sorgfältig gemiedene Gespenst des deutschen<br />

Blocks“ angesprochen. (Der Vergleich mit dem „Anschluss“ 1938 als<br />

subkutanes historisches Vergleichsereignis wird übrigens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen<br />

Beitrag dieses Heftes zugleich angesprochen <strong>und</strong> zurückgewiesen 111 , es<br />

gehe nach „Brüssel, nicht Berl<strong>in</strong>“ titelt e<strong>in</strong> Beitrag im „Triumph“-Heft, beide<br />

Artikel s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em Foto der Staatsvertrags-Balkonszene illustriert. 112 )<br />

Ausführlich zitiert das Profil aus der Rede des französischen EVP-<br />

Abgeordneten Froment-Meurice: Österreich habe Deutschland „die Rolle<br />

des großen schützenden Bruders spielen lassen“ <strong>und</strong> werde daher als<br />

„se<strong>in</strong> Vasall“ wahrgenommen. Als weitere Gründe gegen e<strong>in</strong>en Beitritt<br />

Österreichs führte Froment-Meurice die Neutralität an – die Wiener<br />

Regierung spreche <strong>in</strong> dieser Frage e<strong>in</strong>e „’doppeldeutige, vage <strong>und</strong><br />

widersprüchliche Sprache’“ – <strong>und</strong> – ebenso wie weitere französische<br />

Abgeordnete – die Frage der „’unvollständigen Entnazifizierung<br />

Österreichs’“: Österreich müsse „die historische Wahrheit wiederherstellen<br />

<strong>und</strong> sich ‚voll zu se<strong>in</strong>er Rolle als willfähriges Opfer an der Seite Nazi-<br />

Deutschlands bekennen’“. Andere Abgeordnete „plädierten leidenschaftlich<br />

für e<strong>in</strong> Ja zur Erweiterung“ – es sei, so wird e<strong>in</strong> deutscher Abgeordneter<br />

zitiert, „‚das Land Mozarts, das hier die Aufnahme erbittet.’“ Die Illustration<br />

dieses Artikel spricht allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e andere Sprache: Nicht die kritischen<br />

RednerInnen werden abgebildet, zu sehen ist vielmehr e<strong>in</strong>e anonyme<br />

Gruppe vorwiegend männlicher Abgeordneter im Plenum, die ihrer Freude<br />

über das Abstimmungsergebnis Ausdruck verleihen (Bildunterschrift:<br />

„<strong>Europa</strong>parlament nach der Abstimmung: ‚Land Mozarts bittet um<br />

Aufnahme“) 113 : Die Österreich-Kritik im Text wird durch die Illustration aus<br />

der Bildkategorie EU-Euphorie gewissermaßen <strong>in</strong>s Gegenteil verkehrt.<br />

111<br />

Christa Zöchl<strong>in</strong>g: Sopherl goes Europe, <strong>in</strong>: Profil 22/30.5.1994, S. 28f.<br />

112<br />

Hubertus Czern<strong>in</strong>, Andreas Weber, Christa Zöchl<strong>in</strong>g: Brüssel, nicht Berl<strong>in</strong>, <strong>in</strong>: Profil<br />

24/14.6.1994, S. 22-24.<br />

113<br />

Helmut Weixler: Die deutsche Frage, <strong>in</strong>: Profil 19/9.5.1994, S.18f.<br />

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