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ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

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Quelle: <strong>Europa</strong>forum, 24.5.1994<br />

Für unseren Zusammenhang ist <strong>in</strong>teressant, dass auf diese Weise der<br />

Ansche<strong>in</strong> erweckt werden konnte, die österreichische Bevölkerung wäre<br />

adäquat repräsentiert – allerd<strong>in</strong>gs auf Kosten der verhandelten Thematik:<br />

E<strong>in</strong> kurzer Trailer von cirka 6 M<strong>in</strong>uten Dauer skizzierte die Bedeutung, die<br />

der Markt ohne Grenzen für Österreich zukünftig haben würde: Der<br />

Grenzübergang zwischen Österreich <strong>und</strong> Bayern <strong>in</strong> Salzburg visualisierte<br />

den Slogan „E<strong>in</strong>kauf ohne Grenzen“, anschließend war von den<br />

gemischten Gefühlen die Rede, welche die Wirtschaft mit der Öffnung der<br />

Grenzen verb<strong>in</strong>det, schließlich wurde den Konsument/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e<br />

Preissenkung von bis zu 40 Prozent <strong>in</strong> Aussicht gestellt, falls die Wirtschaft<br />

jene E<strong>in</strong>sparungen weitergibt, die aus dem Wegfall der Zölle resultieren.<br />

Die restlichen 110 M<strong>in</strong>uten der Sendung blieben – mit der Ausnahme e<strong>in</strong>er<br />

weiteren kurzen Zuspielung – der Äußerung partikularer Interessen der<br />

Bürger/<strong>in</strong>nen bzw. am Geme<strong>in</strong>wohl orientierter staatlicher Interessen<br />

vorbehalten. Mit anderen Worten bestand <strong>in</strong> der Sendung e<strong>in</strong>e ähnliche<br />

Asymmetrie zwischen diskursiv <strong>und</strong> visuell vermittelten Vorstellungen wie<br />

zwischen der Repräsentation österreichischer <strong>und</strong> der Repräsentation<br />

europäischer Positionen: Fehlten letztere vollständig, teilten erstere sich<br />

nicht nur <strong>in</strong> Befürworter/<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Gegner/<strong>in</strong>nen, Gew<strong>in</strong>ner/<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Verlierer/<strong>in</strong>nen, Risikobereite <strong>und</strong> Ängstliche, Fortschrittliche <strong>und</strong><br />

Rückständige, sondern auch, <strong>und</strong> das muss bei der Vorherrschaft<br />

österreichischer Positionen geradezu paradox ersche<strong>in</strong>en, <strong>in</strong><br />

Europäer/<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Nicht-Europäer/<strong>in</strong>nen. Damit verhalf das<br />

„<strong>Europa</strong>forum“ jenem tief verwurzelten Selbstverständnis zum Ausdruck,<br />

das die Berichterstattung während der Beitrittsphase <strong>in</strong>sgesamt dom<strong>in</strong>ierte:<br />

Dass Europäer/<strong>in</strong> se<strong>in</strong> <strong>in</strong> Österreich bedeutet, das Geme<strong>in</strong>wohl des<br />

österreichischen Staates auf der e<strong>in</strong>en Seite gegen die bloß partikularen<br />

Interessen der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen zu<br />

verteidigen, <strong>und</strong> auf der anderen Seite das österreichische<br />

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