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ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

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Me<strong>in</strong>ungskluft geht quer durch die USA selbst. So berichten die<br />

„Transatlantic Trends 2004“ davon, dass 85 Prozent der Republikaner<br />

angeben, der Außenpolitik von George W. Bush zuzustimmen; dass<br />

h<strong>in</strong>gegen 82 Prozent der Demokraten angeben, diese abzulehnen<br />

(Asmus/Everts/Isernia 2004:8). „America divided“ gilt also im gleichem<br />

Maße wie „Europe and USA divided“. In diesem Rahmen kann auch die<br />

hohe europäische Zustimmung für John Kerry, Präsidentschaftskandidat<br />

der Demokraten, gesehen werden. Die EuropäerInnen hätten bei den<br />

Präsidentschaftswahlen mehrheitlich anders gewählt als die US-<br />

BürgerInnen: Bush wäre abgewählt worden, Kerry hätte große<br />

Unterstützung gef<strong>und</strong>en (<strong>in</strong> Frankreich hätten Umfragen zufolge sogar 70<br />

Prozent der Bevölkerung für den Demokraten gestimmt). Die Ablehnung<br />

von Bush <strong>und</strong> die Zustimmung für Kerry ist aber nicht nur e<strong>in</strong> Indikator für<br />

ause<strong>in</strong>ander driftende E<strong>in</strong>stellungen <strong>und</strong> Werte zwischen den USA <strong>und</strong><br />

<strong>Europa</strong> – wie häufig dargestellt –, sondern auch e<strong>in</strong> Indikator für die <strong>in</strong>terne<br />

Gespaltenheit der USA. <strong>Europa</strong> wäre bloß „the world’s biggest blue state“<br />

(Friedman 2005) gewesen, also der größte demokratisch wählende<br />

B<strong>und</strong>esstaat, entsprechend der Parteifarbe der Demokraten. Was abermals<br />

belegt, dass <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>schätzung außenpolitischer <strong>und</strong> sozialer<br />

Schlüsselthemen sich e<strong>in</strong>e doppelte Kluft auftut – jene zwischen <strong>Europa</strong><br />

<strong>und</strong> den USA e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> jene <strong>in</strong>nerhalb der USA andererseits. „On<br />

several of the key social issues, American Democrats seem to be closer to<br />

Europeans than they are to Republicans“ (Ash 2004a: 67).<br />

Diese demoskopischen Bef<strong>und</strong>e legen nahe, dass die<br />

E<strong>in</strong>stellungsunterschiede zwischen den USA <strong>und</strong> <strong>Europa</strong> „politischer“ Natur<br />

<strong>und</strong> nicht als „wesensbed<strong>in</strong>gt“ zu <strong>in</strong>terpretieren s<strong>in</strong>d. Sie sche<strong>in</strong>en eng mit<br />

dem derzeitigen Führungspersonal verb<strong>und</strong>en zu se<strong>in</strong> ohne dass dadurch<br />

amerikanische Lebensweise <strong>und</strong> Gesellschaft zur Bewertung anstünden.<br />

Die Beurteilung der Existenz geme<strong>in</strong>samer kultureller Werte wird vor allem<br />

<strong>in</strong> der akademischen Welt kontrovers diskutiert. Stellvertretend für viele<br />

andere werden hier Joseph Nye <strong>und</strong> Michael Ignatieff angeführt. Nye<br />

vertritt die Me<strong>in</strong>ung, dass „Europe rema<strong>in</strong>s the part of the world that is<br />

closest to us <strong>in</strong> basic values“ (2002:35). Michael Ignatieff, Director of the<br />

Carr Center for Human Rights Policy/Harvard, h<strong>in</strong>gegen stellt <strong>in</strong> Frage, ob<br />

überhaupt noch von e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>schaft der Werte zwischen den USA <strong>und</strong><br />

<strong>Europa</strong> gesprochen werden könne (Ignatieff 2004:2).<br />

Dazu ist festzuhalten, dass die Unterschiede <strong>in</strong> der Wert- <strong>und</strong><br />

E<strong>in</strong>stellungsstruktur weder neu noch mit den jüngsten Spannungen alle<strong>in</strong>e<br />

zu erklären s<strong>in</strong>d. Seit längerem liegen etwa gravierende Unterschiede <strong>in</strong><br />

der Bewertung von Gleichheit <strong>und</strong> Freiheit vor: Zwei Drittel der<br />

amerikanischen Bevölkerung geben an, dass Freiheit wichtiger als<br />

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