05.02.2013 Aufrufe

ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Migrant/<strong>in</strong>nen gegenüber <strong>in</strong> ihr Gegenteil umschlagen kann, wenn immer<br />

weniger Länder e<strong>in</strong>e Dynamik akzeptieren, die ohneh<strong>in</strong> ganz <strong>Europa</strong><br />

durchzieht (Newsnight, 20.6.2002).<br />

Der gesamte Beitrag zu „Newsnight“ argumentierte also anhand e<strong>in</strong>es<br />

anschaulichen Beispiels <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ähnliche Richtung, die <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

österreichischen Pendant e<strong>in</strong>zig – <strong>und</strong> noch dazu bloß verbal – von<br />

Johannes Voggenhuber vorgetragen wurde: Weil <strong>in</strong> der Frage der<br />

europäischen Migrationspolitik ke<strong>in</strong> Gegensatz zwischen der Regierung<br />

<strong>und</strong> der Opposition auszumachen war, übernahm die BBC kurzerhand die<br />

Rolle der Opposition. Dass sie auf diese Weise zugleich die Politik der EU<br />

kritisierte <strong>und</strong> damit die ohneh<strong>in</strong> EU-skeptische Haltung der britischen<br />

Bevölkerung bestätigte, steht dabei auf e<strong>in</strong>em anderen Blatt. Ob allerd<strong>in</strong>gs<br />

die umgekehrte Strategie langfristig größeren Erfolg verspricht, darf<br />

bezweifelt werden. Der Preis ist hoch, mit dem die aufgr<strong>und</strong> der<br />

Gewichtung des Beitrags nahe gelegte Zustimmung zu den Positionen des<br />

Rats erkauft wurde: Er entspricht jenem Machtverlust, der die öffentlichrechtliche<br />

Version der vierten Macht <strong>in</strong> Österreich dazu zw<strong>in</strong>gt, die<br />

Artikulation von oppositionellen Positionen an Vertreter/<strong>in</strong>nen der<br />

Opposition zu delegieren. Gibt es e<strong>in</strong>e solche nicht, wäre es <strong>und</strong>enkbar,<br />

dass der ORF deren Rolle übernimmt. Nicht zuletzt wäre aus diesem<br />

Umstand e<strong>in</strong> demokratiepolitisches Argument abzuleiten: Schließlich<br />

könnte man, bezogen auf die vorliegenden Beispiele, die vorhandene<br />

britische EU-Skepsis auf e<strong>in</strong>en Mangel an demokratischen<br />

Partizipationsmöglichkeiten zurückführen (der <strong>in</strong>sbesondere dann <strong>in</strong>s<br />

Gewicht fällt, wenn die demokratische Elite des Landes sich e<strong>in</strong>ig ist), die<br />

ebenso vorhandene österreichische aber im Gr<strong>und</strong>e nur noch darauf, dass<br />

an der Restriktivität unionseuropäischer Migrationspolitik Zweifel bestehen.<br />

Wenn mit dem Vergleich von zwei Sendungen zum selben Ereignis<br />

gewissermaßen idealtypisch f<strong>und</strong>amentale Unterschiede dort<br />

herauspräpariert werden konnten, wo auf den ersten Blick – <strong>in</strong> der Frage<br />

der Bevorzugung nationaler Interessen – Übere<strong>in</strong>stimmung bestand,<br />

erreicht die vorliegende Untersuchung an diesem Punkt zugleich ihr Ende<br />

<strong>und</strong> ihre Grenze: E<strong>in</strong> über e<strong>in</strong>ige Anhaltspunkte h<strong>in</strong>ausgehender Vergleich<br />

erforderte e<strong>in</strong>e ähnlich ausgedehnte Untersuchung der Informationssendungen<br />

der BBC wie sie hier für den ORF unternommen wurde. Das<br />

war im Rahmen der vorliegenden Untersuchung aus f<strong>in</strong>anziellen Gründen<br />

nicht möglich, <strong>und</strong> auch deshalb nicht, weil die Bestände des National Film<br />

and Television Archive nicht katalogisiert s<strong>in</strong>d. Dennoch möchte ich mit<br />

dem Ausblick schließen, dass e<strong>in</strong> Vergleich nationaler<br />

Fernsehberichterstattung, wie schwierig dieser sich auch immer gestalten<br />

mag, die Mühe lohnen würde. Denn offenbar gibt es <strong>in</strong> den<br />

Mitgliedsstaaten der Europäischen Union diametral entgegen gesetzte<br />

Gründe, welche die Ausbildung e<strong>in</strong>er europäischen Identität verh<strong>in</strong>dern:<br />

132

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!