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ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

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leibenden, liegen als Kunstwerke (Koja 1999) <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong><br />

unterschiedlichsten Textsorten vor. Um nur e<strong>in</strong>ige zu nennen: Alexis de<br />

Tocqueville („Democracy <strong>in</strong> America“), Franz Kafka („Amerika“), Jean<br />

Baudrillard („Amerika“) oder Josef Hasl<strong>in</strong>ger („Das Elend Amerikas“) – sie<br />

alle erzählen von der Sehnsucht nach <strong>und</strong> Fasz<strong>in</strong>ation über Amerika, sie<br />

formulieren aber auch kritische Distanzierung <strong>und</strong> Skepsis über<br />

Gesellschaftsentwürfe <strong>und</strong> Politikpraxen. Tief e<strong>in</strong>geschrieben <strong>in</strong>s<br />

alltagskulturelle Wissen <strong>Europa</strong>s hat sich der Mythos des „Amerikanische<br />

Traums“, der von den unbegrenzten Möglichkeiten <strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />

Chancen, vom Aufstieg vom „Tellerwäscher zum Millionär“ berichtet. E<strong>in</strong><br />

Mythos, der eben erst wieder bestätigt wurde dadurch, dass e<strong>in</strong><br />

österreichischer Auswanderer sich selbst den Traum, reich <strong>und</strong> sogar<br />

Regierungschef des größten US-B<strong>und</strong>esstaates zu werden, glamourös<br />

erfüllen konnte.<br />

Diese Erfolge des US-amerikanischen Exports von Massenkultur <strong>und</strong><br />

modernen Lebensformen, von politischen Ideen <strong>und</strong> Liberalität s<strong>in</strong>d<br />

weniger auf militärische Macht <strong>und</strong> Stärke zurückzuführen, sondern sie<br />

s<strong>in</strong>d/waren vielmehr Ausdruck der kulturellen <strong>und</strong> politischen Attraktivität,<br />

die die USA <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> genoss. Also nicht zuletzt durch Soft Power (der<br />

Begriff bezeichnet die Mächtigkeit politischer E<strong>in</strong>heiten aufgr<strong>und</strong><br />

diplomatischer Beziehungen sowie der Anziehungskraft von Kultur, Werten<br />

<strong>und</strong> Ideen) war Amerika <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> nachhaltig e<strong>in</strong>flussreich.<br />

Der American Way of Life ist also e<strong>in</strong>e Art Vorbild – etwas, wonach <strong>und</strong><br />

woh<strong>in</strong> gestrebt wird. „Amerika“ be<strong>in</strong>haltete meist aber auch Warnung <strong>und</strong><br />

Distanzierung, etwas, wogegen sich traditions- <strong>und</strong> geschichtsbewusste<br />

ebenso wie sozial <strong>und</strong> anti-kapitalistisch e<strong>in</strong>gestellte EuropäerInnen,<br />

Rechte ebenso wie L<strong>in</strong>ke, wehrten <strong>und</strong> abgrenzten. Die Angst vor<br />

Verlusten kultureller Identität – europäischer Identität? – löst im<br />

Zusammenhang mit „Amerika“ Ressentiments, e<strong>in</strong>e Art diffuser<br />

antiamerikanischer Haltung aus (Hollander 2004; Markovits 2004).<br />

Im Zuge der EU-Erweiterungen nähert sich das politische <strong>und</strong> mehr noch<br />

das wirtschaftliche EU-<strong>Europa</strong> den USA an – <strong>und</strong> dabei sprechen politische<br />

RepräsentantInnen selbstbewusster, mehr auf Unabhängigkeit achtend <strong>und</strong><br />

Differenz betonend. Das EU-<strong>Europa</strong> beg<strong>in</strong>nt, neben <strong>und</strong> trotz aller<br />

Beteuerungen e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen verb<strong>in</strong>denden (politischen) Geschichte,<br />

jedoch forciert durch die unilaterale Weltpolitik der USA, se<strong>in</strong>e<br />

Loyalitätsstrukturen zu lockern <strong>und</strong> vorsichtig e<strong>in</strong> Eigengewicht aufzubauen<br />

(Berendse 2004:335). Diese politisch-kulturellen Emanzipationsbemühungen<br />

kommen <strong>in</strong> transatlantischer Differenzierungsrhetorik <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

abgrenzenden Amerika-Narrativen nach dem Motto „<strong>Europa</strong> ist Nicht-<br />

Amerika“ (Ash 2004a) zum Ausdruck.<br />

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