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ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

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Umstand, dass das Sichtbare selbst bereits das Resultat von<br />

Modernisierungsprozessen ist: Sie erzeugt e<strong>in</strong>e Idylle dort, wo längst schon<br />

ke<strong>in</strong>e mehr existiert. 47<br />

Quelle: Report, 8.8.1995<br />

Wenn EU-<strong>Europa</strong> <strong>in</strong> den Beiträgen des „Inlandsreport“ als Nicht-Ort<br />

repräsentiert wurde, von dem aus der anthropologische Ort der<br />

österreichischen Nation als zugleich homogener <strong>und</strong> zur Auflösung<br />

gezwungener <strong>in</strong> den Blick kam, dann war das mit Jahresende 1994<br />

e<strong>in</strong>gestellte <strong>Europa</strong>magaz<strong>in</strong> des ORF, die e<strong>in</strong>mal im Monat ausgestrahlte<br />

Reihe „Compass“, die e<strong>in</strong>zige Sendung im Hauptabendprogramm, <strong>in</strong> der<br />

versucht wurde, dem Nicht-Ort EU-<strong>Europa</strong> ohne den ausschließlichen<br />

Bezug auf Österreich e<strong>in</strong> Gesicht zu verleihen. Wie schwierig dieser<br />

Versuch sich gestaltete, mag man alle<strong>in</strong> schon an der für e<strong>in</strong><br />

Fernsehmagaz<strong>in</strong> extremen Heterogenität der Beiträge ermessen: Vom<br />

ORF selbst produzierte Berichte wechselten sich mit solchen ab, die von<br />

anderen europäischen Sendeanstalten übernommen wurden; die<br />

geografischen Regionen, welche die Sendungen <strong>in</strong>s Bild setzten,<br />

umspannten den gesamten Kont<strong>in</strong>ent; schließlich verzichtete man <strong>in</strong> den<br />

Beiträgen weit gehend auf e<strong>in</strong>en unmittelbaren Bezug zu aktuellen<br />

europäischen Ereignissen. E<strong>in</strong>e typische Folge umfasste so<br />

unterschiedliche Themenbereiche wie die folgenden: den Schutz der<br />

47 Andreas Pribersky argumentiert im Rahmen se<strong>in</strong>er Untersuchung unionseuropäischer<br />

politischer Symbole ganz ähnlich: <strong>Europa</strong> ist etwas, das sich – wie das Bezeichnende <strong>in</strong><br />

der Sprache – stets außerhalb des Bilds bef<strong>in</strong>det. Die zwölf Sterne auf blauem Gr<strong>und</strong><br />

fungieren beispielsweise als leeres, re<strong>in</strong> bezeichnendes Zeichen, das nur unter der<br />

Bed<strong>in</strong>gung Bedeutung hervorbr<strong>in</strong>gt, dass es mit e<strong>in</strong>em Bezeichneten versehen wird.<br />

Dieses Bezeichnete aber ist die Nation. Man müsste e<strong>in</strong> Bild von <strong>Europa</strong> außerhalb<br />

dieses EU-Symbols haben, um sich <strong>Europa</strong> vorstellen zu können: Weil e<strong>in</strong> solches nicht<br />

existiert, geht die Vorstellung von <strong>Europa</strong> gegenwärtig nicht über die Vorstellung von<br />

e<strong>in</strong>em <strong>Europa</strong> der Nationen h<strong>in</strong>aus. Vgl. Pribersky 2005.<br />

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