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ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

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5.1.2 Von der „F<strong>in</strong> de Siècle“-Metapher bis zur „Schönheit“ <strong>Europa</strong>s<br />

In den folgenden Passagen werden e<strong>in</strong>ige ungarische <strong>Europa</strong>bilder<br />

analysiert. Gr<strong>und</strong>lage dafür s<strong>in</strong>d die Titelblätter von ungarischen<br />

Wochenzeitungen vom April/Mai 2004, der Phase des EU-Beitritts: <strong>Bilder</strong>,<br />

mit denen die Zeitschriften den Beitritt feiern beziehungsweise<br />

kommentieren wollten. Vor allem muss man darauf h<strong>in</strong>weisen, dass der<br />

EU-Beitritt e<strong>in</strong>e wirkliche „Cover-Story“ war – alle Wochenzeitschriften<br />

beschäftigten sich <strong>in</strong> diesen Tagen mit der Europäischen Union, während<br />

die Boulevardpresse dieses Ereignis negierte beziehungsweise<br />

marg<strong>in</strong>alisierte <strong>und</strong> auf dem Cover – wie immer – ihre „gewöhnlichen“ Stars<br />

abbildete.<br />

5.1.2.1 Die alte Metapher der Fähre<br />

„Ruht die Fähre?“ – mit dieser Frage kommentierte die Wochenzeitschrift<br />

„Heti Világgazdaság“ („Wöchentliche Weltwirtschaft“) den EU-Beitritt<br />

Ungarns – e<strong>in</strong>e etablierte Zeitschrift, wie „profil“ <strong>in</strong> Österreich oder „Der<br />

Spiegel“ <strong>in</strong> Deutschland, deren Leserkreis sich aus der so genannten A-<br />

Schicht, Intellektuellen, höherem Management <strong>und</strong> Politikern rekrutiert.<br />

Abb. 1: „Ruht die Fähre?“<br />

Der Covertitel paraphrasiert e<strong>in</strong>e Äußerung von M<strong>in</strong>isterpräsident Péter<br />

Medgyessy („Die Fähre hat endlich angelegt“) auf der Veranstaltung nach<br />

der Unterzeichnung des ungarischen Beitrittsvertrags 2003. Der<br />

<strong>Bilder</strong>sturm <strong>in</strong> dieser Frage – wie könnte e<strong>in</strong>e Fähre „endlich“ anlegen,<br />

ohne ihre ursprüngliche Funktion, nämlich die ewige Bewegung, zu<br />

verlieren – war e<strong>in</strong>e Replik auf die alte Vorstellung der Ungleichheit<br />

zwischen Ost <strong>und</strong> West, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e symbolische Abrechnung mit den<br />

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