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ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

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Im folgenden Bericht präsentierte Jörg Haider auf e<strong>in</strong>er Pressekonferenz<br />

die nach wie vor bestehenden Alternativen zur EU: Neuverhandlung mit der<br />

Union, Beibehaltung des Status quo, Verbesserung der EWR-Bed<strong>in</strong>gungen<br />

oder Suche nach Geme<strong>in</strong>samkeiten mit der Schweiz. Stellte Haiders später<br />

(April 1994) Entschluss, sich – entgegen der Parteitradition der FPÖ – den<br />

Beitrittsgegner/<strong>in</strong>nen anzuschließen, ohneh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Glücksfall für die<br />

Regierungsparteien dar (wie viele Haider-Gegner/<strong>in</strong>nen hätten wohl <strong>in</strong>s<br />

Lager der EU-Gegner/<strong>in</strong>nen gewechselt, wäre Haider für e<strong>in</strong>en Beitritt<br />

gewesen?), durften se<strong>in</strong>e Argumente dennoch nicht den Schlusspunkt der<br />

Berichte zur Abstimmung bilden. Ganz im S<strong>in</strong>ne des Conta<strong>in</strong>ment folgte<br />

dem Beitrag über Alternativen e<strong>in</strong> Auftritt von Hugo Portisch im Studio der<br />

„Zeit im Bild“, während dem Portisch historische Gründe für die<br />

Alternativlosigkeit des Beitritts geltend machte: Österreich wäre seit 1948<br />

Bestandteil der europäischen Integration; e<strong>in</strong>zig die Sowjets hätten sich<br />

immer gegen e<strong>in</strong>en Beitritt Österreichs ausgesprochen; darüber h<strong>in</strong>aus sei<br />

Österreich – entgegen der weit verbreiteten Ansicht – niemals e<strong>in</strong>e Insel<br />

(<strong>und</strong> schon gar nicht der Seligen) gewesen <strong>und</strong> müsse ganz e<strong>in</strong>fach aus<br />

dem Gr<strong>und</strong> beitreten, damit es se<strong>in</strong>e Zukunft mitbeschließen könne (Zeit im<br />

Bild, 1.6.1994).<br />

In diesem Modus g<strong>in</strong>g es bis zur Abstimmung weiter, wobei die positiven<br />

Beiträge immer weniger negative auszugleichen hatten: Gleich am<br />

nächsten Tag berichtete die „Zeit im Bild“ beispielsweise von der<br />

Unterzeichnung e<strong>in</strong>es Abkommens zwischen Österreich, Deutschland <strong>und</strong><br />

Italien über den Bau e<strong>in</strong>er Eisenbahntransversale, die über den Brenner<br />

führen <strong>und</strong> die nach ihrer Fertigstellung nicht nur wesentlich zur<br />

Verkehrsentlastung etwa im Inntal beitragen würde, sondern aufgr<strong>und</strong> der<br />

dafür zur Verfügung gestellten Mittel auch den Beweis erbr<strong>in</strong>ge für die<br />

ökologische Orientierung der EU. Nach so viel europäischer Schützenhilfe<br />

im sensiblen Themenbereich „Transitverkehr“ brauchte Verkehrsm<strong>in</strong>ister<br />

Viktor Klima im Interview mit der „Zeit im Bild“ nicht viel mehr zu tun, als die<br />

Unterzeichnung als Beitrag zur positiven Abstimmung am 12. Juni zu<br />

werten (Zeit im Bild, 2.6.1994).<br />

In der Woche vor der Abstimmung gab es <strong>in</strong> der „Zeit im Bild“ überhaupt<br />

nur mehr zwei Beiträge, <strong>in</strong> denen Beitrittsgegner/<strong>in</strong>nen zu Wort kamen: Am<br />

7.6.1994 waren es die Grünen, die e<strong>in</strong>e Studie über Alternativen zu<br />

Maastricht präsentierten <strong>und</strong> am 10.6.1994 fasste e<strong>in</strong> Beitrag noch e<strong>in</strong>mal<br />

alle Pro- <strong>und</strong> Contra-Argumente der Parteien zusammen. Den<br />

beitrittskritischen stand e<strong>in</strong>e Vielzahl von Berichten über Personen,<br />

Körperschaften <strong>und</strong> Institutionen gegenüber, die den Beitritt unterstützen:<br />

Von den Pensionistenverbänden 30 , über das Wirtschaftsforschungs<strong>in</strong>stitut<br />

30 Zeit im Bild, 6.6.1996.<br />

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