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ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

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aber offenbar nicht, womit über den Nachweis h<strong>in</strong>aus, dass die<br />

Heterogenität der Diskurse des Europäischen immer auch auf Differenzen<br />

zwischen nationalstaatlichen Codierungen zurückzuführen ist, geschlossen<br />

werden kann, dass weder der Bezug auf Identität, Geschichte <strong>und</strong> Kultur,<br />

noch der Bezug auf Partizipation, Demokratie <strong>und</strong> Effizienz für sich<br />

genommen zur Bestimmung des Europäischen ausreicht. Ersche<strong>in</strong>t <strong>Europa</strong><br />

im Feld politischer Repräsentation damit als Ort des Widerstreits ideeller<br />

<strong>und</strong> organisatorisch-<strong>in</strong>stitutioneller Diskurse, wird man die Anerkennung<br />

dieses Widerstreits mit e<strong>in</strong>igem Recht als jene E<strong>in</strong>trittsvoraussetzung<br />

betrachten dürfen, die gegenwärtig den Zugang zum Diskurs des<br />

Europäischen reguliert: Ke<strong>in</strong>e Rede zum demokratiepolitischen Defizit der<br />

Verfahren ohne Rekurs auf die „Idee <strong>Europa</strong>“, ke<strong>in</strong>e Rede zu den<br />

problematischen Aspekten der „Idee <strong>Europa</strong>“ ohne Rekurs auf die Konsens<br />

stiftende Wirkung der Verfahren. Wenn darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> diesem Kapitel<br />

aber auch nach e<strong>in</strong>er spezifischen Form von Rationalität gefragt werden<br />

wird, die neben, unterhalb oder jenseits der beiden Legitimationsrichtungen<br />

anzusiedeln wäre, so deshalb, weil die politische Konstruktion der<br />

Europäischen Union nicht nur Fragen der politischen Repräsentation<br />

betrifft, sondern auch solche der politischen Ökonomie.<br />

2.2.1 E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> der Vielfalt<br />

„<strong>Europa</strong> beg<strong>in</strong>nt zu verschwimmen, wenn man versucht, e<strong>in</strong>e klar def<strong>in</strong>ierte<br />

Vorstellung davon zu erlangen; es zerfällt, sobald man es als e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit<br />

zu erkennen glaubt“ (Mor<strong>in</strong> 1991:20). Die zitierte Formulierung geht auf den<br />

französischen Anthropologen Edgar Mor<strong>in</strong> zurück, der sie bereits 1987,<br />

also noch vor dem Ende des Kalten Kriegs, äußerte; sie fand sich, zum<br />

Slogan „E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> der Vielfalt“ vere<strong>in</strong>deutigt, noch auf jenen offiziellen<br />

Postkarten, mit denen die Europäische Kommission am 1. Mai 2004 die 10<br />

neuen Mitgliedsstaaten <strong>in</strong> der EU willkommen hieß. Regulative Ideale wie<br />

jenes, dass die E<strong>in</strong>heit <strong>Europa</strong>s <strong>in</strong> der Vielfalt, damit aber auch <strong>in</strong> der<br />

Unschärfe <strong>und</strong> Widersprüchlichkeit der Bestimmungen des Europäischen<br />

bestehe, bef<strong>in</strong>den sich mit anderen Worten im ideellen Zentrum e<strong>in</strong>es seit<br />

mehr als 15 Jahren die Entwicklung der Europäischen Union<br />

bestimmenden Prozesses, <strong>in</strong> dem die verstärkte politische Integration der<br />

EU ebenso möglich wurde wie deren Erweiterung. Im Rahmen der<br />

vorliegenden Untersuchung ist das Ideal e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> der Vielfalt vor<br />

allem aus zwei Gründen von Interesse: Erstens, weil es das offizielle<br />

Selbstverständnis der Europäischen Union zum Ausdruck br<strong>in</strong>gt, dar<strong>in</strong> aber<br />

zweitens die Überw<strong>in</strong>dung des Widerstreits zwischen e<strong>in</strong>em „<strong>Europa</strong> als<br />

Idee“ <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em „<strong>Europa</strong> als Verfahren“ <strong>in</strong> – wenn auch ferne – Aussicht<br />

stellt. Auffällig ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang, dass die Überw<strong>in</strong>dung des<br />

Widerstreits <strong>in</strong> der Regel als stufenförmige Entwicklung vorgestellt wird. Bei<br />

Mor<strong>in</strong> f<strong>in</strong>det sich beispielsweise im Kontext der Behauptung, dass „<strong>Europa</strong><br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit nur <strong>in</strong> <strong>und</strong> durch se<strong>in</strong>e Vielgestaltigkeit repräsentiert“, folgende<br />

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