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ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

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der Medien<strong>in</strong>dustrie ebenso wenig überbrücken lässt wie <strong>in</strong> der Kultur der<br />

<strong>Bilder</strong>. Wenn Boehm schreibt, dass „die moderne Reproduktions<strong>in</strong>dustrie<br />

das Bild als Abbild, als Double der Realität favorisiert“ (Boehm 1994:35),<br />

dann ist mit dem Prädikat „favorisieren“ zunächst nur e<strong>in</strong> quantitativer<br />

Unterschied angesprochen, der zwar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en qualitativen umschlagen<br />

mag, ke<strong>in</strong>esfalls aber e<strong>in</strong>e absolute Unterscheidung ermöglichen wird<br />

zwischen e<strong>in</strong>er von der Differenz bewohnten Kultur des Bilds <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er mit<br />

Gleichheit geschlagenen Kultur der Medien<strong>in</strong>dustrie.<br />

Für die vorliegende Untersuchung – deren Gegenstand über<br />

Massenmedien verbreitete <strong>Bilder</strong> s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> eben nicht <strong>Bilder</strong> im S<strong>in</strong>n der<br />

bildenden Kunst – bedeutet dies, dass sie die Frage nach dem Bild <strong>und</strong><br />

dem damit verb<strong>und</strong>enen Nachweis von f<strong>und</strong>amentalen Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />

zwischen e<strong>in</strong>er Vielzahl von heterogenen <strong>Bilder</strong>n nicht wird stellen können,<br />

ohne zugleich jene nichtbildlichen Vermittlungs<strong>in</strong>stanzen <strong>in</strong> die<br />

Fragestellung e<strong>in</strong>zubeziehen, die ebenfalls an der Def<strong>in</strong>ition der Bildlichkeit<br />

e<strong>in</strong>es Bilds beteiligt s<strong>in</strong>d. <strong>Bilder</strong>, so könnte man die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er<br />

Ausweitung des iconic turn im Kontext der vorliegenden Untersuchung<br />

argumentieren, lassen sich nicht nur über e<strong>in</strong>e ihnen eigene Kultur<br />

def<strong>in</strong>ieren, welche die ikonische Differenz stetig fortzeugt. <strong>Bilder</strong> lassen<br />

sich ebenso über jene kommunikativen Funktionen,<br />

Verbreitungsmodalitäten <strong>und</strong> ökonomischen Bed<strong>in</strong>gungen def<strong>in</strong>ieren,<br />

welche die ikonische Differenz zu überbrücken versuchen, nicht ohne stets<br />

neue Differenzen hervorzubr<strong>in</strong>gen. Die Berücksichtigung differenzieller<br />

kommunikativer, medialer <strong>und</strong> ökonomischer Kontexte entspr<strong>in</strong>gt dabei<br />

e<strong>in</strong>er doppelten Unmöglichkeit: E<strong>in</strong>erseits den zu untersuchenden<br />

Gegenstand – die visuellen Repräsentationen EU-<strong>Europa</strong>s – e<strong>in</strong>zig unter<br />

dem Aspekt e<strong>in</strong>er Kultur der <strong>Bilder</strong> zu analysieren <strong>und</strong> andererseits die<br />

Analyse gänzlich von den Implikationen des iconic turn zu entkoppeln. Es<br />

reicht mit anderen Worten nicht aus, die modernen Reproduktionsmedien<br />

unter dem Aspekt zu kritisieren, dass sie, wie Boehm geschrieben hat, das<br />

Bild als Abbild favorisieren, so lange nicht geklärt wurde, auf welche Weise,<br />

unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> zu welchem Zweck sich die Reduktion des<br />

Bilds auf das Abbild vollzieht.<br />

2.1.1 Visuelle Kommunikation<br />

Das im Gr<strong>und</strong>e auf die Ideenlehre Platons zurückgehende Misstrauen,<br />

welches die abendländische Kultur8 <strong>und</strong> mit ihr offenbar auch der iconic<br />

8 Der Begriff „abendländische Kultur“ mag schlecht gewählt se<strong>in</strong>, unterstellt er doch e<strong>in</strong>e<br />

Homogenität, wo diese weitgehend <strong>in</strong> Frage steht, ebenso wie er das „Abendland“ gegen<br />

„orientalische“ E<strong>in</strong>flüsse dort abzuschotten erlaubt, wo diese am offensichtlichsten s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong><br />

problematischer Begriff also, der hier nur deshalb Verwendung f<strong>in</strong>det, weil er <strong>in</strong> aller Kürze<br />

auf kulturelle Geme<strong>in</strong>samkeiten h<strong>in</strong>weist, die sich seit der Renaissance <strong>in</strong> <strong>und</strong> über<br />

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