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ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

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Dass diese europäischen „Köpfe“ <strong>in</strong> der Regel männliche Politiker<br />

darstellen, dass „die <strong>Europa</strong>“, d.h. weibliche Akteur<strong>in</strong>nen, kaum präsent,<br />

bzw. weitaus unterrepräsentiert s<strong>in</strong>d, verweist nicht zuletzt auf die Gender-<br />

Hierarchien, die auch <strong>in</strong> der Visualisierung des Politikfeldes EU wirksam<br />

s<strong>in</strong>d. Durch die Verschränkung von EU-Symbolen <strong>und</strong> PolitikerInnen-<br />

<strong>Bilder</strong>n wird aber auch die Akteursebene mit den nationalen<br />

SpitzenpolitikerInnen, bzw. den RepräsentantInnen der EU-Kommission<br />

gleichgesetzt – die Darstellung politischen Handelns beschränkt sich<br />

weitgehend auf die politische Repräsentation „<strong>in</strong> Brüssel“.<br />

Außerhalb dieser e<strong>in</strong>deutig auf EU-<strong>Europa</strong> verweisenden Kategorie<br />

formieren sich aber <strong>in</strong> der visuellen Darstellung, bzw. <strong>in</strong> den Illustrationen<br />

der medialen Berichterstattung zu EU-Themen bereits e<strong>in</strong>ige Bildmotive,<br />

die e<strong>in</strong>deutig auf die „supranationale“ Ebene der Europäischen Union<br />

verweisen. Zu nennen s<strong>in</strong>d etwa die „Familienfotos“ der europäischen<br />

Staats- <strong>und</strong> Regierungschefs bei EU-Gipfeltreffen, aber auch die Parade<br />

der Fahnen der Mitgliedsstaaten – real vor EU-Gebäuden oder virtuell <strong>in</strong><br />

Grafiken: Beide Motive verweisen auf Rituale <strong>und</strong> Strukturen politischen<br />

Handelns, die über die nationalstaatliche Ebene h<strong>in</strong>ausgehen, zugleich<br />

vermitteln sie allerd<strong>in</strong>gs das Bild der EU als e<strong>in</strong>es Zusammenschlusses von<br />

Nationalstaaten. E<strong>in</strong>e spezifische Form der Verschränkung von<br />

nationalstaatlicher <strong>und</strong> EU-Ebene stellt die Visualisierung von multiplen<br />

Identitäten dar, die etwa <strong>in</strong> den offiziellen Logos der EU-<br />

Ratspräsidentschaften präsent ist, aber auch <strong>in</strong> den von den jeweiligen<br />

Medienformaten für EU-Seiten, bzw. Themen entwickelten Logos wie<br />

beispielsweise <strong>in</strong> der österreichischen Tageszeitung „Die Presse“, deren<br />

tägliches Titelseiten-Logo e<strong>in</strong>e Überblendung von Österreich- <strong>und</strong> EU-<br />

Fahne zeigt.<br />

Die Visualisierung e<strong>in</strong>er über den nationalen Rahmen h<strong>in</strong>ausgehenden<br />

multiplen Identität vermittelt e<strong>in</strong>e subkutane Botschaft, die wohl zu den<br />

stärksten visuellen Icons zählt: Gerade auf der Ebene der zentralen<br />

nationalstaatlichen Symbolik – bis h<strong>in</strong> zu praktisch allen relevanten<br />

Bereichen politischer Repräsentation (Fahnen auf Regierungsgebäuden,<br />

als H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> für TV-Reden von PolitikerInnen, von Pressekonferenzen<br />

der Regierung etc.) – wird durch die Parallelisierung der nationalen <strong>und</strong> der<br />

EU-Fahne e<strong>in</strong>e Verschränkung des jeweiligen Nationalstaates mit der EU<br />

signalisiert. Allerd<strong>in</strong>gs handelt es sich dabei zumeist um e<strong>in</strong>e bilaterale<br />

Verschränkung – dies machen <strong>in</strong>sbesondere Versuche e<strong>in</strong>er<br />

Überschreitung dieses Rahmens durch e<strong>in</strong>e alle Staaten EU-<strong>Europa</strong>s<br />

<strong>in</strong>tegrierende Ikonographie deutlich, wie etwa Rem Koolhaas’ „Barcode“,<br />

der Gr<strong>und</strong>lage des Logos der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft<br />

2006.<br />

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