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ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

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Reproduktion durch e<strong>in</strong> Gesetz, durch e<strong>in</strong>en Staat, durch e<strong>in</strong> Volk, durch<br />

e<strong>in</strong>e Nation, durch e<strong>in</strong>e Klasse; <strong>und</strong> der Erhalt, der Kampf um den Erhalt<br />

jener Leerstelle ist der Zweck e<strong>in</strong>er radikal diesseitigen Politik“ (Vogl<br />

1994:22).<br />

Dass <strong>Europa</strong> <strong>in</strong> den meisten spekulativen Reden nicht nur ke<strong>in</strong>e Leerstelle<br />

bleibt, sondern dass im Gegenteil versucht wird, die Frage nach der<br />

F<strong>in</strong>alität des europäischen Projekts mit der Frage nach der Existenz<br />

historischer Modelle zu verb<strong>in</strong>den, welche H<strong>in</strong>weise für dessen Zukunft<br />

geben können, zeigt nicht zuletzt, wie <strong>in</strong>nig politische Repräsentation <strong>und</strong><br />

imag<strong>in</strong>ierte Geme<strong>in</strong>schaft – auch unter den Bed<strong>in</strong>gungen supranationaler<br />

Zusammenschlüsse – verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d: Auf diesen Umstand weist auch<br />

Joseph Vogl implizit h<strong>in</strong>, wenn er ausführt, dass für die von ihm<br />

beschriebene „konstitutive Unvollständigkeit“ <strong>und</strong> „aktive Entwerkung“ der<br />

Vorstellung e<strong>in</strong>er ursprünglichen Geme<strong>in</strong>schaft „die politische Imag<strong>in</strong>ation<br />

bisher kaum <strong>Bilder</strong> parat hat“ (Vogl 1994:25). Für die vorliegende<br />

Untersuchung, die e<strong>in</strong>e kritische Analyse europäischer Ikonographien<br />

anstrebt, wiegt dieses „<strong>Bilder</strong>defizit“ schwerer als jenes oftmals im Namen<br />

der Europäischen Union beklagte: Es stellt für die Untersuchung e<strong>in</strong>e Art<br />

normative Verankerung dar, vor deren H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> sich als erste These<br />

formulieren ließe, dass jener Widerstreit, auf den der Titel des Projekts<br />

anspielt, nicht alle<strong>in</strong> zwischen konkurrierenden Symbolen oder Icons<br />

stattf<strong>in</strong>det, sondern ebenso an jener Grenze, die das Sichtbare vom<br />

Unsichtbaren <strong>und</strong> die Bildlichkeit von der <strong>Bilder</strong>losigkeit trennt.<br />

In dieselbe Richtung zielen schließlich auch all jene <strong>in</strong> Umlauf bef<strong>in</strong>dlichen<br />

kritischen Def<strong>in</strong>itionsversuche des europäischen „Wesens“, die von der im<br />

Herkunftsmythos festgelegten Nicht-Identität <strong>Europa</strong>s mit sich selbst (vgl.<br />

Neef 2004), bis zu e<strong>in</strong>em Bonmot reichen, das angeblich von Thomas<br />

Elsaesser stammt: „Was haben die Staaten <strong>Europa</strong>s geme<strong>in</strong>sam? –<br />

Amerika“. Tatsächlich könnte die unionseuropäische <strong>Bilder</strong>losigkeit auch<br />

als Resultat e<strong>in</strong>er <strong>Bilder</strong>fülle verstanden werden, wie sie von der<br />

amerikanischen Kultur, dem amerikanischen Lebensstil, dem<br />

amerikanischen Film, dem amerikanische Fernsehen15 oder der<br />

amerikanischen Popmusik spätestens seit dem Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs hervorgebracht wurde.<br />

2.2.2 Politische Ökonomie<br />

Wenn die Imag<strong>in</strong>ation der Europäischen Union als E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> der Vielfalt<br />

oder gar als Verwirklichung e<strong>in</strong>es europäischen Wesens aus den<br />

angeführten Gründen zu deren politischen Legitimierung nicht ausreicht,<br />

15 E<strong>in</strong>er Bemerkung von Serge Daney zufolge gibt es im Gr<strong>und</strong>e „nur amerikanisches<br />

Fernsehen“ (Daney 2000:222).<br />

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