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ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

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„dass ihre Wirkungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen umstritten bleiben“ (Bruhn<br />

2003:227). Auf der e<strong>in</strong>en Seite kommt es aufgr<strong>und</strong> der formalen <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong>haltlichen Entleerung der Schlagbilder zu jenen<br />

Selbstbestätigungseffekten, welche die Widersprüchlichkeit der <strong>in</strong> den<br />

<strong>Bilder</strong>n dargestellten Gesellschaft abfedern; auf der anderen Seite f<strong>in</strong>det<br />

diese die Gesellschaft stabilisierende Funktion ihre Grenze aber dar<strong>in</strong>,<br />

dass die <strong>Bilder</strong> – wie etwa auch von Roland Barthes für das denotative Bild<br />

beschrieben – e<strong>in</strong>e eigene Dynamik entwickeln, die sich nicht vollständig<br />

vere<strong>in</strong>nahmen <strong>und</strong> rationalisieren lässt. Dazu kommt, dass die Produktion<br />

von <strong>Bilder</strong>n <strong>in</strong> autopoetischen Systemen wie dem der Massenmedien<br />

Regeln gehorcht, die von dieser Produktion zugleich vorausgesetzt <strong>und</strong><br />

modifiziert werden, dass, mit anderen Worten, die visuelle Ökonomie die<br />

Gesellschaft nicht stützen kann, ohne sie zugleich mit Irritationspotentialen<br />

zu versorgen.<br />

Wenn <strong>in</strong> weiterer Folge dennoch die Zähmung der ikonischen Differenz<br />

eher als die von ihr hervorgerufenen Irritationspotentiale im Vordergr<strong>und</strong><br />

der Untersuchung stehen werden, f<strong>in</strong>det diese Entscheidung ihren Gr<strong>und</strong><br />

weniger <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art Vorliebe für alles Negative <strong>und</strong> Beschränkende, denn<br />

<strong>in</strong> den fotografischen Repräsentationen EU-<strong>Europa</strong>s selbst: Für diesen<br />

Themenbereich der Massenkommunikation sche<strong>in</strong>t, wie noch zu zeigen<br />

se<strong>in</strong> wird, mehr als für andere Themenbereiche zu gelten, dass es e<strong>in</strong>e<br />

unmittelbare Sichtbarkeit des „Europäischen“ diesseits der Sprache (noch)<br />

nicht gibt, dass <strong>Bilder</strong>, welche die Europäische Union repräsentieren sollen,<br />

mehr als andere jenen Texten, Diskursen <strong>und</strong> Stereotypen unterworfen<br />

s<strong>in</strong>d, die die Rede von e<strong>in</strong>er spezifischen Form europäischer Bildlichkeit bis<br />

auf weiteres aussichtslos ersche<strong>in</strong>en lassen. Wie Roland Barthes<br />

festgestellt hat, „s<strong>in</strong>d wir weiterh<strong>in</strong>, <strong>und</strong> mehr als je zuvor, e<strong>in</strong>e Schriftkultur“<br />

(Barthes 1990b:34): Diese Feststellung trifft auf die fotografischen<br />

Repräsentationen EU-<strong>Europa</strong>s umso mehr zu, als diese weder denselben<br />

Grad der Habitualisierung, noch dieselbe Frequenz der Wiederholung<br />

aufweisen wie etwa die auf den Nationalstaat bezogenen<br />

Repräsentationen, sich darüber h<strong>in</strong>aus aber derselben repräsentativen<br />

Formen bedienen müssen wie jene.<br />

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