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ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

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Die Amerika-<strong>Bilder</strong> s<strong>in</strong>d also <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> nicht nur sehr präsent, sie s<strong>in</strong>d auch<br />

<strong>in</strong> Fluss, <strong>und</strong> zwar vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> veränderter transatlantischer<br />

Beziehungen. Die Frage, die die folgenden Ausführungen anleitet, ist nun<br />

welche von den USA gezeichneten <strong>Europa</strong>-<strong>Bilder</strong> diese politischen<br />

Veränderungen als handlungsorientierte Instrumente begleiten, welche<br />

amerikanischen <strong>Europa</strong>-Erzählungen sich <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

verdichteten? E<strong>in</strong> Strang ist, <strong>Europa</strong> als politisch relativ irrelevant<br />

darzustellen.<br />

5.2.2. Politisch irrelevantes <strong>Europa</strong><br />

Die politische Führung der USA sowie ihr nahe stehender Th<strong>in</strong>k Tanks<br />

porträtieren <strong>Europa</strong> entweder als politisch-ökonomisch homogenen<br />

Kont<strong>in</strong>ent (ohne dabei die EU direkt anzusprechen) oder als historisch,<br />

politisch, kulturell heterogene Nationalstaaten. <strong>Europa</strong> liegt dabei meist<br />

weit weg <strong>und</strong> gilt machtpolitisch als schwach, folglich als irrelevant. <strong>Europa</strong><br />

ist <strong>in</strong> dieser Darstellung ke<strong>in</strong> Konkurrent, sondern eher der andere, zu<br />

Loyalität <strong>und</strong> Dankbarkeit verpflichtete Teil des Atlantiks, der <strong>in</strong> der<br />

Vergangenheit des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts großzügig militärisch <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziell<br />

(z.B. Marshallplan) unterstützt wurde. Neuerd<strong>in</strong>gs aber versucht sich dieser<br />

Kont<strong>in</strong>ent als Rivale zu gebärden <strong>und</strong> aus der geme<strong>in</strong>samen globalen<br />

Politik auszuscheren <strong>und</strong> so der transatlantischen Allianz Probleme zu<br />

schaffen. Aber selbst im tiefen Sog des strategischen Risses im<br />

transatlantischen Bündnis ist die Sprachregelung der Heritage Fo<strong>und</strong>ation,<br />

dem neokonservativen Th<strong>in</strong>k Tank der US-Adm<strong>in</strong>istration, weiterh<strong>in</strong> die der<br />

machtpolitischen US-Überlegenheit. „The fact is that Europe needs the<br />

United States, more than the other way aro<strong>und</strong>, to exert global <strong>in</strong>fluence.”<br />

(Dale 2004b)<br />

Die Demonstration relativer Gleichgültigkeit gegenüber <strong>Europa</strong> ist nicht nur<br />

kennzeichnend für die politische Führung der Vere<strong>in</strong>igten Staaten, sondern<br />

sie ist als Faktum <strong>in</strong> be<strong>in</strong>ahe allen gesellschaftlichen Ebenen zu f<strong>in</strong>den –<br />

mit Ausnahme der akademischen Welt. Weder die Massenmedien des<br />

Landes noch der politisch aktive Teil der Bevölkerung <strong>in</strong>teressiert sich<br />

besonders für politische Entwicklungen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>, wie z.B. für Wahlen oder<br />

für e<strong>in</strong>zelne PolitikerInnen. Die umfangreiche europäische Berichterstattung<br />

über die Präsidentschaftswahlen <strong>in</strong> den USA 2004 illustriert diese asymmetrische<br />

Bezugs- <strong>und</strong> Aufmerksamkeitsstruktur besonders gut:<br />

<strong>Europa</strong> ist an der Auswahl des politischen Personals der USA <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

ganz außerordentlichen Maße <strong>in</strong>teressiert; die BürgerInnen wie die<br />

politische Führung der USA h<strong>in</strong>gegen nehmen <strong>Europa</strong> bzw. die<br />

Europäische Union höchstens am Rande wahr.<br />

Im Zuge der jüngsten Krise <strong>in</strong> den transatlantischen Beziehungen (im<br />

Zusammenhang mit dem Irak-Krieg) ist jedoch das politische Verhältnis<br />

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