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ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

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Abb. 4: „Wir s<strong>in</strong>d angekommen!“ Abb. 5: „Der Löwe ist bereit zu spr<strong>in</strong>gen“<br />

Beide Coverbilder er<strong>in</strong>nern ihre Leser mit Selbstironie an die Realität der<br />

westlichen Projektionen. Demzufolge erzählt diese visuelle Repräsentation<br />

den Prozess der EU-Erweiterung als Selbstkolonisierung (Kiossev 2002),<br />

<strong>in</strong>dem e<strong>in</strong> Repräsentant des „Volks“ der Beitrittsländer als archaischer<br />

E<strong>in</strong>geborener abgebildet wird (Abb 4 <strong>und</strong> 5).<br />

Die Europäische Union als Zirkus, die Osterweiterung als Zirkus-Auftritt,<br />

der Tschikosch als „furchterregender“ Löwe stellen e<strong>in</strong>e kritische Resonanz<br />

auf den langen <strong>und</strong> zögerlichen politischen Diskurs Westeuropas über die<br />

Osterweiterung dar.<br />

5.1.2.3 Irredentistische historische Reise: Trianon-<strong>Europa</strong><br />

Die rechtsorientierten <strong>und</strong> rechtsextremen Medien beurteilten die<br />

Beitrittszeremonien mit deutlicher Ablehnung. Sie machten sich die neue<br />

geopolitische Karte <strong>Europa</strong>s zunutzte, um ihren gewohnten Revisionismus<br />

<strong>und</strong> Irredentismus zu artikulieren <strong>und</strong> ihre Leser an Trianon zu er<strong>in</strong>nern.<br />

Wie Ungarn 1921 der Entente gegenüber, führte die Wochenzeitung<br />

„Demokrata“ 2004 e<strong>in</strong>e Kampagne gegen die Europäische Union.<br />

Das „Landkartenspiel“ – die kartographische Darstellung des Leidens am<br />

Zerfall des historischen Ungarn – hat e<strong>in</strong>e lange Tradition im ungarischen<br />

nationalistischen Diskurs. Die Karte des so genannten „historischen“<br />

Ungarn ist e<strong>in</strong>e sehr populäre Ikone des Revisionismus: Man f<strong>in</strong>det sie<br />

heutzutage nicht nur <strong>in</strong> rechtsradikalen Broschüren, sondern auch auf T-<br />

Shirts, Postkarten, Internet-Seiten, usw. Die Botschaft des Coverbildes von<br />

„Demokrata“ ist, dass der EU-Beitritt Ungarns e<strong>in</strong>e falsche territoriale<br />

Revision ist, weil Siebenbürgen, Karpatoruthenien <strong>und</strong> das Banat noch<br />

fehlen. Das Titelbild ließe freilich auch e<strong>in</strong>e weitere, nicht nationalistische<br />

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