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ICONCLASH. Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

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zwischen schierer Tatsächlichkeit <strong>und</strong> luftigen Träumen: das Paradox e<strong>in</strong>er<br />

realen Irrealität“; Boehm 2004:30). Zweitens dem Vorhaben, diese<br />

Ambivalenz als f<strong>und</strong>amentales Kennzeichen e<strong>in</strong>es Bilds im emphatischen<br />

S<strong>in</strong>n gegen die Heterogenität jener Bestimmungen <strong>in</strong>s Feld zu führen, die<br />

das Resultat des fortwährenden Gemurmels der Diskurse s<strong>in</strong>d. Auf der<br />

anderen Seite könnte dieses Zögern allerd<strong>in</strong>gs auch als Anzeichen dafür<br />

verstanden werden, dass der strategische Nutzen, der sich aus der<br />

Verpflichtung des iconic turn auf die wesentliche S<strong>in</strong>gularität <strong>und</strong><br />

Rätselhaftigkeit der <strong>Bilder</strong> ziehen lässt – „die ikonische Wendung (…)<br />

vermag das gängige <strong>und</strong> höchst beschränkte Vorverständnis: dessen was<br />

e<strong>in</strong> Bild sei <strong>und</strong> was es vermöge, abzubauen, den Blick für die Sache zu<br />

schärfen, ihm Argumente zu liefern“ (Boehm 1994:17) –, umgekehrt se<strong>in</strong>en<br />

konzeptuellen Tribut fordert: Die mit dem iconic turn gesetzten<br />

Abgrenzungen erweisen sich nämlich überall dort als problematisch, wo es<br />

– wie <strong>in</strong> der vorliegenden Untersuchung – um die Analyse der funktionalen<br />

E<strong>in</strong>sätze von <strong>Bilder</strong>n <strong>in</strong> kommunikativen, medialen oder ökonomischen<br />

Zusammenhängen geht.<br />

Als symptomatisch muss für die Rede von e<strong>in</strong>er ikonischen Wende damit<br />

ersche<strong>in</strong>en, dass diese die Frage nach dem Bild vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Kultur <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Gesellschaft stellt, die, nach Boehms Formulierung, durch<br />

die „diffuse Allgegenwart“ der <strong>Bilder</strong> charakterisiert sei – als ob sich mit der<br />

Durchsetzung des Bilds als Medium kultureller <strong>und</strong> sozialer Verständigung<br />

zugleich der Status <strong>und</strong> die Rolle des Bilds verdunkelt hätte. Untersucht<br />

man dieses Paradox genauer, wird schnell offenbar, dass nicht so sehr die<br />

Durchsetzung des Bilds für die Verdunklung se<strong>in</strong>es Status verantwortlich<br />

ist, sondern jener <strong>in</strong>stitutionelle Zusammenhang, der diese Durchsetzung<br />

bewerkstelligt: „Die <strong>Bilder</strong>fe<strong>in</strong>dlichkeit der Medien<strong>in</strong>dustrie ist ungebrochen,<br />

nicht weil sie <strong>Bilder</strong> verböte oder verh<strong>in</strong>derte, im Gegenteil: weil sie e<strong>in</strong>e<br />

<strong>Bilder</strong>flut <strong>in</strong> Gang setzt, deren Gr<strong>und</strong>tendenz auf Suggestion zielt, auf<br />

bildlichen Realitätsersatz, zu dessen Grenzen seit jeher gehörte, die<br />

Grenzen der eigenen Bildlichkeit zu verschleiern“ (Boehm 1994:35).<br />

Verpflichtet der iconic turn sich damit sowohl der Kritik als auch der<br />

Erweiterung der dem Bild von der Medien<strong>in</strong>dustrie gesetzten Grenzen, wird<br />

umgekehrt an dieser Stelle ebenso deutlich, dass die Kultur der <strong>Bilder</strong>, die<br />

von der (ontologischen) Frage nach dem Se<strong>in</strong> des Bilds freigelegt werden<br />

soll, offenbar unabhängig von medien<strong>in</strong>dustriellen Interferenzen <strong>und</strong> damit<br />

außerhalb der Geschichte der Entwicklung der <strong>Bilder</strong> existiert. Aus<br />

irgende<strong>in</strong>em unerf<strong>in</strong>dlichen Gr<strong>und</strong> soll die ikonische Differenz für die Kultur<br />

der <strong>Bilder</strong> e<strong>in</strong>e Fremdheit begründen, welche den medien<strong>in</strong>dustriell<br />

hervorgebrachten versagt bleibt: E<strong>in</strong>e solche Argumentation wäre nur unter<br />

der Bed<strong>in</strong>gung plausibel, dass die Differenz zwischen Kultur <strong>und</strong> Industrie<br />

oder zwischen Bild <strong>und</strong> Medium absolut gesetzt wird, wo doch umgekehrt<br />

viel eher erwartet werden müsste, dass die ikonische Differenz sich im Feld<br />

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