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Untitled - EMAF

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SMART ART<br />

DIVINE METHODS / HIDDEN MOTIVES<br />

Erik Olofsen<br />

Der britische Autor Rudyard Kipling schrieb einmal ein Gedicht über neuerdings allgegenwärtige Dampfmaschinen,<br />

in dem er ihre kraftvolle, vorhersehbare Gleichförmigkeit der Bewegung mit der religiösen Vorahnung der Vorherbestimmung<br />

verglich. Das Gedicht beschreibt einen solchen Mechanismus und mutmaßt dann, dass ›John Calvin<br />

das Gleiche geschmiedet haben könnte‹. In ›Divine Methods / Hidden Motives‹ schafft Erik Olofsen mit einem Roboter-Kunstwerk<br />

eine minimale, aber starke Assoziationskette. Eine einzelne brennende Kerze, die ein Roboterarm<br />

hält, ist hoch oben an der Innenwand einer Kirche montiert. Der Roboter bewegt sich kontinuierlich in schlangenartigen<br />

Verrenkungen, die für einen menschlichen Arm unmöglich sind; er dreht sich plötzlich in heftiger Geschwindigkeit<br />

von innen nach außen, hält aber trotz der verdrehten und sehr schnellen Bewegung die Kerze perfekt aufrecht<br />

und brennend. Ein Atheist könnte einwenden, das Projekt repräsentiere die Verrenkungen, die ein Gläubiger<br />

machen muss um den Glauben lebendig zu halten. Ein Gläubiger könnte sagen, das Stück zeige unbeugsamen Glauben<br />

angesichts verdrehtester weltlicher Zerstreuung. Schließlich könnte ein Materialist behaupten, es sei lediglich ein<br />

Roboter mit einer Kerze in einer Kirche. So funktioniert das Werk als eine Art Katalysator für den Glauben, der die<br />

Perspektive des Betrachters widerspiegelt, aber die schwächste der drei Behauptungen wäre zweifellos die des Materialisten.<br />

(Chris Csikszentmihalyi)<br />

›Man könnte sich vorstellen, der Roboter folge mit der Kerze in Wirklichkeit einer voll ausgearbeiteten Route, als<br />

ob er eine Nachricht übermittle, die nur diejenigen empfangen können, die gewillt sind Geist und Glauben zu öffnen.<br />

Die High-Tech Ausstattung kann das Werk nicht von seiner vorprogrammierten Existenz befreien; und trotzdem<br />

projiziert der Glaube des Betrachters Bedeutung in die Aktionen der Maschine. Die Arbeit stellt den Glauben ohne<br />

Sehen zu können infrage und spricht die Imagination des Betrachters durch seine ureigensten Glaubenssätze an. Der<br />

Ort, die Kirche, ist absolut erforderlich für die Installation, weil eine Kirche ein Ort ist, wo der Glaube nicht in Frage<br />

zu stellen ist.‹ (Erik Olofsen)<br />

Erik Olofsen, * 1970 Aalsmeer, NL. Er studierte an der Rijksakademie van Beeldende Kunsten, Amsterdam und<br />

der Gerrit Rietveld Academy, Amsterdam. Er gewann den internationalen Wettbewerb ›Vida 8.0 - art & artificial life‹<br />

(E) und den Prix de Rome für Skulptur/Installation. Seine Arbeiten sind Bestandteil der Stichting Cadre, Amsterdam<br />

(NL) und der Sammlung der Advocaten BV, Tilburg (NL). Er erlangte Stipendien u. a. des Nederlands Film Fonds, des<br />

Fonds BKVB, NL, des Fonds BKVB, NL, für eine 3-monatige Reise nach Xiamen, China, sowie ein Künstlerstipendium<br />

für Skoki (PL).<br />

// NL, 2005, Industrial robot, gripper, candle, customised programme<br />

// Presentation supported by: Panasonic Industrial Europe GmbH<br />

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