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SMART ART<br />
SECURITY<br />
Melanie Manchot<br />
›Security‹ ist eine neue Videoinstallation der deutschen Künstlerin Melanie Manchot. Die Arbeit wurde vor den<br />
sieben Ibiza Superclubs gefilmt und besteht aus einer Projektion und sieben Monitoren. Jeder der Monitore zeigt<br />
einen Türsteher vor dem Eingang des Clubs, wo er nachts arbeitet. Tagsüber gefilmt stehen sie dort in der Kleidung<br />
ihres Jobs, als Wärter und Sicherheitsmann. Diese Männer sind auf der Höhe dieses maskulin-dominierten Berufs,<br />
und halten die Schlüssel zu einer ›guten Zeit‹ für die tausende internationaler Besucher, die nach Ibiza pilgern, um<br />
an der weltberühmten Clubszene teilzunehmen. Es war die Macht, die diese Männer zu halten scheinen, von der<br />
Manchot fasziniert war. Sie hinterfragt sowohl ihr jeweiliges Selbstbild als auch unser Bild von diesen Männer, wenn<br />
sie jeden von ihnen bittet, eine einfache Geste auszuführen. Manchot lud sie ein, sich für die Kamera auszuziehen,<br />
dort vor den jeweiligen Türen, wo sie nachts arbeiten. Und so ziehen sich diese Männer einer nach dem anderen aus,<br />
vollführen einen kompletten Striptease, bis sie nackt vor der Kamera stehen, so lange sie können und sich dann wieder<br />
anziehen. Während dieses gesamten Prozesses bleibt die Kamera statisch, beobachtet sie und nimmt auf, wie<br />
diese Männer eine physische, emotionale und psychische Transformation durchlaufen.<br />
Jeder Mann verhält und benimmt sich anders, jedoch was enthüllt wird ist letztlich immer wieder ähnlich: Ihr<br />
Selbstwert und ihre persönliche Einstellung zu ihrem Körper wird offen gelegt, als auch die Art, in der sie Kleidung<br />
nutzen, um Eindruck zu schinden und Machtbilder auszuweiten. Dieser Eindruck wird auch dadurch unterstrichen,<br />
wie viel Mühe und Zeit diese Männer auf die Konstruktion ihres Körpers verwenden. Die großformatige Projektion<br />
dieser sich ausziehenden Männer wird begleitet von einer Serie von sieben bewegten Bildern derselben Männer, diesmal<br />
bekleidet, die darauf warten, dass sie an der Reihe sind, sich zu entkleiden. Diese zwei Arten der Repräsentation<br />
zielen auf eine Wechselwirkung zwischen Statik und Aktion, zwischen aktiv und passiv, auf eine Spannung zwischen<br />
Stärke und Verletzbarkeit. Der Ton der Videos besteht aus den Geräuschen des Ausziehens: dem Abstellen der Schuhe,<br />
dem Geräusch von Reißverschlüssen, die geöffnet und geschlossen werden, dem Rascheln von Stoff gegen Haut und<br />
dem gelegentlichen, unerwarteten Geklapper von fallenden Objekten.<br />
›...Seine Haut scheint vor lauter Muskelmasse bald auseinander zu reißen, in seinen ungelenken Bewegungen liegt<br />
die Traurigkeit der überzüchteten Spezies, die in einem monströsen Körper gefangen ist. Er ist eine paradoxe Gestalt:<br />
gestählt zu gefallen, tut sie doch nur so, als wolle sie um andere werben. Denn wie sollte ein solch absurder Körper<br />
noch Sex haben können, außer mit sich selbst?‹ (Dirk Peitz, ›Rund um die Uhr immer am Anschlag‹, Süddeutsche Zeitung,<br />
Feuilleton, 31.08.2005)<br />
Melanie Manchot, * 1966. Sie studierte Kunst, Erziehungswissenschaften und Fotografie an der New York University,<br />
City University, London und dem Royal College of Art, London. Sie lehrt an verschiedenen Universitäten und<br />
Akademien, u. a. am Goldsmith College, University of London, an der New York University, am Royal College of Art,<br />
London und am Central Saint Martin College of Art & Design, London. Sie errang zahlreiche bedeutende internationale<br />
Preise und Auszeichnungen: Chesterton Award; Fuji Award, British Council Award, John Kobal Photographic Portrait<br />
Award, Welde Kunstpreis sowie Stipendien des Arts Council of England und des British Council.<br />
// D/GB, 2005, 8 channel video (1 projection, 7 monitors), Loop, sound, colour, DVD, 14:00 Min.<br />
// Courtesy of Gallery Fred, London.<br />
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