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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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die Natureindrûcke ungebremst auf ihn eindringen und ihm Angst einflõBen. Da ist das<br />

Gerâusch des Regens, der kontinuierlich auf ein Blechdach „kloppelt", also akustisch (S.<br />

9, 10) oder optisch in sein BewuBtsein dringt (S. 16, 29, 32, 55, 73, 78). Der Dormer<br />

stõrt seine Ruhe, Geiser versucht seiner Angst Herr zu werden, indem er die<br />

verschiedenen Arten des Donners kategorisiert. (S. 11-13) Auch die Tiere wirken auf<br />

Geiser jetzt beângstigend. Feuersalamander tauchen in seinem Haus auf, die unter der<br />

Lupe wie Dinosaurier wirken. Seine hungrige Katze geht ihm so sehr auf die Nerven,<br />

dass er sie zunachst aus dem Haus wirft und schlieBlich im Kamin brat.(S.125)<br />

Angesichts der zunehmenden Degradation und Verwirrung, die er an sich feststellt -<br />

„offenbar fallen Hirnzellen aus" (S. 45), versucht er erbittert seine Besonderheit als<br />

Mensch innerhalb der Schõpfung zu behaupten. 178 Obwohl er nach dem erlittenen<br />

Schlaganfall wie ein Lurch aussieht (S. 124), heiBt es wenig spater:<br />

Herr Geiser weiB sein Geburtsjahr und die Vornamen seiner Eltern, auch den Madchennamen<br />

seiner Mutter und wie die StraBe in Basel heiBt, wo er geboren worden ist, die Hausnummer -<br />

(was ein Lurch ailes nicht weiB).<br />

Herr Geiser ist kein Lurch. (S. 125)<br />

Dennoch spurt Herr Geiser, dass er gegen dem bei ihm ablaufenden Verfallsprozess<br />

machtlos ist und dass sein theoretisches Wissen keine praktischen Konsequenzen hat.<br />

Die formale Textgestaltung ist sehr elaboriert; 179 drei Erzahlperspektiven sind<br />

erkennbar. Die Perspektive des Protagonisten wird in der erlebten Rede dargestellt und<br />

gibt dessen zunebmende Desorientierung unmittelbar wieder 180 , ein auktorialer Erzahler<br />

berichtet kommentarlos von den Handlungen Herrn Geisers, folgt ihm distanziert und<br />

niichtern, als ware er eine Kamera. Die dritte Stimme in der Erzâhlung sind Herrn<br />

Geisers Textausschnitte, die in die grafische und erzahltechnische Gestaltung mit<br />

eingehen. Sie sind durch Formatierung, Schrifttypen und graue Schattierung vom ubrigen<br />

178 vergleiche dazu Aeschbacher, 1994: 308: ,Je mehr sich aber Herr Geiser zu wehren versucht, umso<br />

mehr wird ihm von der Natur seine Bedeutungslosigkeit, Schwache und Chancenlosigkeit vor Augen<br />

gefuhrt. Seine eigene Verganglichkeit, die Gebrechlichkeit seines Keepers und Geists sind deutliche<br />

Beweise der Aussichtslosigkeit dieses Kampfs."<br />

179 Zu Frischs Schwierigkeiten, die passende Erzahlperspektive zu rinden, findet sich eine kurze Passage<br />

in Montaut „Eine literarische Erzahlung, die im Tessin spielt, ist zum vierten Mai miBraten; die<br />

Erzahler-Position uberzeugt nicht." Frisch, 1978: 21<br />

180 vergleiche dazu Butler, 1983: 97<br />

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