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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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die Szene. Speziíische Gedãchtnisrãume spielen zwar eine wichtige Rolle, aber ebenso prâsent<br />

sind Visionen einer anderen Realitãt, ais sie uns im eigenen Land entgegenkommt. 2<br />

Keine Talforscher also, sondern Planetenbewohner - die Presentation der<br />

Schweizer wáhrend der Veranstaltung ist symptomatisch und macht deutlich, dass sich<br />

die schweizerische Identitãt trotz der betonten Modernitat und Internationalitat immer<br />

noch auf die Topographie bezieht und damit auf die Alpen, sei es nun affirmativ oder<br />

kritisch distanzierend. Bei genauerem Hinsehen bemerkt man im iibrigen auf dem<br />

Buchmessenplakat die Bildrasterung, durch die sich das Plakat als Bildzitat entpuppt und<br />

damit auch ein Hinweis auf die distanzierte Haltung des Ausstellungskomitees ist.<br />

Die Alpen sind auf jeden Fall prásent, sie ragen in die Diskurse hinein, sind zum<br />

unentbehrlichen Bildmaterial fur Werbung geworden, zum Thema im Film und in den<br />

verschiedenen literarischen Genres. Diese Prásenz der Alpen in Texten ist jedoch kaum<br />

alter als dreihundert Jahre, gemessen an der Geschichte ihrer Besiedlung und Dominanz<br />

im Landschaftsbild eine erstaunlich kurze Zeit. Erst im 18. Jahrhundert gewannen die<br />

Alpen einen bleibenden Stellenwert in der Literatur, nachdem im Zuge der Aufklãrung<br />

die Dâmonisierung der Berge ein Ende fand und die Wissenschaft sie zum erforschbaren<br />

Territorium erklãrte, das vermessen, kartographiert und wirtschaftlich nutzbar gemacht<br />

werden konnte. Mit der Entmythisierung einher ging der Wunsch nach Domestizierung<br />

der Natur durch die instrumentelle Vernunft.<br />

In einer Gegenstrõmung zur vernunftbetonten Aufklãrung wurde dann die wilde<br />

und unberiihrte Natur als ásthetischer Reiz wahrgenommen. Es hãufen sich in<br />

Reisebeschreibungen, Lyrik und erzâhlender Prosa Naturschilderungen, insbesondere der<br />

alpinen Bergwelt mit den unterschiedlichsten Funktionen. AuBer Informationen iiber eine<br />

„terra incognita" zu liefern, dienen diese Naturschilderungen als Spiegel der<br />

empfindsamen Seele, als Anlass zu philosophischen Reflexionen, als Folie zur<br />

Gesellschaftskritik, als Raum utopischer Entwtirfe. Von diesem Zeitpunkt an werden die<br />

Alpen zum literarischen Topos bis ins ausgehende 20. Jahrhundert, und das nicht nur in<br />

der Schweizer Literatur.<br />

Element nationaler Identitatsbildung. Vergleiche dazu die Untersuchung von Guy P. Marchai: Das<br />

„Schweizeralpenland": eine imagologische Bastelei, in Marchai, Mattioli, 1992: 37-49<br />

2 Camartin, 1998: Pressemitteilungen zur Frankfurter Buchmesse<br />

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