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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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Bedûrfiiis der Fremden, die Berge zu erklimmen, und verkaufen den reichen Deutschen<br />

ihr Land fur Ferienháuser. Andererseits behalten sie ihre anarchische Eigenstándigkeit<br />

und ihren Glauben an Bergdâmonen, vor denen sie sich mit Amuletten und Gebeten<br />

schutzen. Bei Widmer machen sie eine Gratwanderung zwischen Moderne und alten<br />

Traditionen und gewinnen wegen ihrer mangelhaften Anpassung die Sympathie des<br />

Erzâhlers.<br />

3.2.2. Im Tessin: Der Ausverkauf der Berge<br />

Im Kapitel „Tessin" iiberqueren die Protagonisten per Fahrrad den Gotthard-Pass<br />

- eine ironische Anspielung auf die Tausende von Radfahrern, die sich jâhrlich im<br />

SchweiBe ihres Angesichts iiber den Pass quálen. So miissen auch die Reisenden auf<br />

dieses fur die Region „normale" Transportmittel umsteigen, denn im „Tessin, hat man<br />

uns gesagt, werden Ballone abgeschossen und die Insassen inhaftiert." (S.114) Damit<br />

wird die Kantonspolitik mit witziger Hyperbolik als restriktiv und brutal charakterisiert.<br />

Dieses Stilmittel charakterisiert auch die folgenden Urteile iiber den Kanton: „Das Tessin<br />

ist ein Sumpf, [...], nur wer Geld hat, ersauft hier nicht." (S.114) Der Kapitalismus hat<br />

Land und Leute korrumpiert; es gibt kaum noch Mõglichkeiten, auf ehrliche Art sein<br />

Geld zu verdienen. Die Landwirtschaft ist zur „Landschaftsgãrtnerei" im Dienste des<br />

Tourismus heruntergekommen. „Die Bergbauern stehen mit Spritzkannen und Pinzetten<br />

im Alpengârtlein. Japaner fotografieren sie." (S.114) Auch der in den Passgebieten<br />

traditionelle Schmuggel ist zum Rauschgifthandel in Mercedessen mit doppeltem Boden<br />

mutiert. Wáhrend der Erzâhler dem Mythos des alten Schmugglerlebens zwischen<br />

Gefangnissen und Geliebten nachtrauert, findet er fur die modernen Heroinhãndler nur<br />

Verachtung. Seine Aversionen richten sich auch gegen die reichen Deutschen, die halb<br />

Ascona aufgekauft haben, gegen die Steuerfluchtlinge, die in der Schweiz ihr Geld<br />

anlegen, und gegen die Schriftsteller, die sich im Tessin niederlassen. Dass in dieser vom<br />

Glanz des Geldes illuminierten Gegend Literatur entstehen kõnnte, erscheint ihm<br />

unglaubwiirdig. Hier richtet der Ich-Erzâhler seinen Spott gegen die arrivierten<br />

Berufskollegen wie Max Frisch zum Beispiel, die sich ein Haus im Tessin leisten kõnnen:<br />

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