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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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3.2. Urs Widmers Schweizer Geschichten : Das Spiel mit den Mythen<br />

Urs Widmer wurde 1938 in Basel geboren. Er studierte Germanistik, Romanistik<br />

und Geschichte in Basel, Montpellier und Paris und promovierte mit einer Arbeit iiber<br />

deutsche Nachkriegsprosa. Seine Arbeit als Verlagslektor fuhrte ihn u.a. nach<br />

Deutschland, wo er von 1967 bis 1984 in Frankfurt am Main fur Suhrkamp arbeitete.<br />

1984 kehrte er in die Schweiz zuriick und lebt seither in Zurich. Sein umfangreiches<br />

literarisches Werk umfasst die verschiedensten Textsorten: vom Essay, iiber Erzãhlung,<br />

Roman, Hõrspiel, Fernsehspiel und Theater. Gleichsam als roter Faden durchziehen<br />

„Reisen, Fahrten, Wanderungen, raumliche Bewegungen, Spriinge zwischen<br />

verschiedenen Welten (oder der Traum davon)" Urs Widmers Prosa „als Formen der<br />

Selbst- und Welterfahrung", so z.B. in Widmers erster Erzâhlung Alois (1968), im<br />

Abenteuerroman Die Forschungsreise (1974) und in den Romanen Das enge Land<br />

(1981) und Im Kongo (1996). 154 Die Schweizer Geschichten (1975) gehõren zu Urs<br />

Widmers friihen Arbeiten und stehen in der Tradition der Reiseerzâhlungen, in denen<br />

eine Reise zum Anlass genommen wird, ein Land kritisch unter die Lupe zu nehmen. Das<br />

bedeutet aber bei Widmer nicht, dass ein reportageartiger Bericht iiber Missstânde seines<br />

Landes entsteht. In den dreizehn Kapiteln, die jeweils einem Kanton oder einer Stadt in<br />

der Schweiz gewidmet sind, nimmt Widmer vielmehr spezifische „triviale" Mythen iiber<br />

die Schweiz aufs Korn. Diese definiert Widmer an anderer Stelle wie folgt:<br />

(Triviale) Mythen sind starre, auf weniges reduzierte Abziehbilder von dem, was wir<br />

Wirklichkeit nennen. Der (triviale) Mythos ist eindimensional und unreflektiert, er zeigt nur<br />

seine schõhe Oberflãche. Er ist statisch, er ist unpolitisch, er gilt jetzt, seine historische<br />

Entwicklung (das, was dahinter steckt) kummert mich nicht. Er will von Verãnderungen<br />

nichts wissen, er halt am Status quo test. Er ist reaktionar, und das ist das einzige, was an<br />

ihm irgendwie politisch aussieht. 155<br />

Weber, 1989: S.41 schreibt dazu: „Uber das Reisen in Widmers Geschichten sprechen hieBe<br />

eigentlich, ûber sein ganzes Werk sprechen, hieBe, einen globalen Reisefuhrer fur verschneite<br />

Alpengipfel und australische Wiisten, fur islandische Gletscher und afrikanische Dschungel anlegen"<br />

In seinem Aufsatz Ûber (triviale) Mythen erlautert Widmer deren Konzeption und verteidigt deren<br />

Existenz als Mittel, die Wirklichkeit ertraglich und verstandlich zu machen. Widmer, 1972: 22<br />

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