17.11.2013 Aufrufe

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Bergtouristen, die aus England in das Schweizer Hochgebirge reisten, um dort den fur<br />

den Clubbeitritt obligatorischen Viertausender zu bezwingen, weiterhin zu. Der<br />

imperialistische Gestus, der damit verbunden war, wird am Beispiel der<br />

Matterhornbesteigung durch Edward Whymper deutlich:<br />

Als Edward Whymper am 14. Mi 1865, mittags um zwei Uhr, den Gipfelgrat des Matterhorns<br />

erreichte, baute er mit seinen sechs Gefahrten ein grosses Steinmal und schlug dann zum<br />

Zeichen seines Sieges und seiner Besitznahme dem hõchsten Felsen die Spitze ab. 118<br />

Whympers eigenhandiges Bergerhõhen und -verkûrzen veranschaulicht die<br />

selbstherrliche Haltung gegeniiber einer Natur, die sâkularisiert und objektiviert dem<br />

technischen Zugriíf der Menschen ausgeliefert ist. 119 Die Pionierzeit des Alpinismus 120<br />

zwischen 1860-1865 wurde begleitet durch einen ersten Hõhepunkt in der Photographie,<br />

die es mõglich machte, die Eroberungen zu dokumentieren und einem grõBeren<br />

Publikum zugánglich zu machen. Fur die kollektive Erfahrung von Hõhe und Rundblick<br />

wurden zudem Aussichtstiirme und -plattformen gebaut, die den Blick auf bestimmte<br />

Landschaftsausschnitte standardisierten. Weitere optische Gerãte wie das Fernglas und<br />

die sogenannten Claude-glasses 121<br />

gehõrten seit dem 18. Jahrhundert zur technischen<br />

Ausriistung der Touristen und ermõglichten die visuellle Inbesitznahme der Landschaft.<br />

Mit dem Ausbau der PassstraBen und der Seilbahnen, die ais eintrágliche<br />

Spekulationsobjekte zu den touristisch interessanten Orten fuhrten, wuchs die Zahl der<br />

Touristen sprunghaft an. Auch der Bau von Eisenbahnlinien, die dank der verbesserten<br />

Technik im Bereich des Tunnelbaus bis in die Bergregionen ausgedehnt wurden, brachte<br />

Ruedi Graf weist darauf hin, dass der Aufklarungsphilosoph Christian WolfT mit diesem<br />

Rundumblick die Seh- und Erkenntnisweise Gottes beschreibt. Ein Rigi-Panorama lasst sich zum<br />

Beispiel im Gletschergarten in Luzern bewundern. Graf 1992: 239<br />

118 Siehe dazu den Aufsatz von Dominik Keller: „Die Landnahme" in DU Europaische Kunstzeitschrift<br />

Mi 1978: 29<br />

19 Dass dieses Vorgehen nicht der Vergangenheit angehõrt, zeigt der Bericht von Peter Pfrunder iiber<br />

die geplante Erhõhung des Fletschhorns. Pfrunder, 1994: 70<br />

120 Ùber die Bedeutung des Alpinismus fiir das Biirgertum schreibt Ernst Bioch: „Einzig die Alpinistik<br />

lieferte, stellenweise, noch Platz fur Ungebahntheit, auch fur spezifische Fern-, namlich Hõhenwunsche."<br />

Bloch, 1985: 436<br />

1-1 So benannt nach Claude Lorrain. Der runde, schwarze Spiegel vereint durch eine leichte Wõlbung<br />

grõBere Landschaftsausschnitte auf einer kleinen Flãche. In dem berûhmten Reisfuhrer von Johann<br />

Gottfried Ebel Anleitung auf die niitzlichste und genufivollste Art die Schweitz zu bereisen, 4 Theile,<br />

42

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!