17.11.2013 Aufrufe

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

um. Scheuchzer beschrieb, ebenso wie Haller, die schweizerische Gebirgswelt als gesund<br />

und wohltuend: „Zwischen Àquator und Pol liege das Schweizerland auf dem<br />

„massigsten Breitengrad", und in der gebirgigen Hõhe geniesse der Schweizer die<br />

„subtilste Luft" unter alien europáischen Võlkern. Dieser Umstand bewirke eine<br />

ausgeglichene Bewegung des Blutes, Starke und Grosse und „kluge, heiter, zu allerhand<br />

Hirnarbeit geschickte Gedanken". 151 Bei Frisch hat die Topographie die entgegengesetzte<br />

Wirkung. Die einengende Berglandschaft, die den Blick verstellt und die Sonne nicht bis<br />

auf den Talgrund durchdringen lãsst, wird als fur den Fremden bedriickend dargestellt<br />

und bewirkt bei den Einheimischen Starrsinn und Beschrânktheit. Gleich zu Beginn des<br />

Textes erwãhnt der Erzâhler das Unbehagen des Flachlánders Konrad von Tillendorf<br />

angesichts der Berge, die bei ihm Klaustrophobie verursachen:<br />

[...], jedenfalls aber ein Ritter ohne Sinn fur Landschaíl ritt an einem sommerlichen Tag des<br />

Jahres 1291 durch die Gegend, die heute als Urschweiz bezeichnet wird. Wahrscheinlich<br />

herrschte Fõhn; das Gebirge, das der dickliche Ritter vor sich sah, schien nãher als nõtig [...].<br />

es war heiB und blau. Je lãnger er ritt,desto schweigsamer wurde der dickliche Ritter, denn die<br />

Berge zu beiden Seiten nahmen iiberhand. Oft wunderte er sich, daB es in dieser Gegend<br />

uberhaupt einen Pfàd gab; aber es gab tatsachlich einen Pfàd, der, wie der dickliche Ritter<br />

wuBte, sogar nach Rom fuhrte, wenn auch immer wieder um Felsen herum. Es wunderte ihn,<br />

daB hier Menschen wchnen. Das sagte er nicht. Je enger die Tãler, desto krankbarer sind die<br />

Leute, das spurte der dickliche Ritter schon und lobte nochinals einen bliihenden Kirschbaum.<br />

(S.407)<br />

Das Stõhnen des habsburgischen Ritters iiber die Berge durchzieht leitmotivisch den<br />

gesamten Text und paart sich mit Verwunderung (S. 408), Ekel (S. 408) Beklemmung<br />

(S.409), Mitleid fur die dort lebenden Menschen (S.412), Erklarung fur deren<br />

Unfreundlichkeit (S.415), Ûberdrufî (S. 426), Sehnsucht nach dem flachen Land (S.429,<br />

461). In der 73. Fufínote bezieht sich der Erzâhler auf Albrecht von Haller, in dessen<br />

Lehrgedicht Die Alpen als positive Heterotopic dargestellt werden. Wâhrend Haller sie<br />

als Grand fur Gluck und reine Sitten ansieht, macht bei Frisch der Ritter die Berge fur<br />

das eigene Unbehagen und die Misère dieses Landstrichs verantwortlich.<br />

Siehe Marchai, 1992: 42f<br />

56

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!