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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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Schramme am Arm (S. 94) und die nassen FûBe (S.95) geben ihm nicht das Aussehen<br />

eines Menschen, der der Natur úberlegen ist, sondem das eines Verlierers, der schlieBlich<br />

noch den aufrechten Gang einbiiBt und an seine Grenzen stõfit:<br />

Zum Keuchen kommt die Angst, die Hast, der Ãrger iiber sich selbst und der SchweiB, und wo<br />

das Dickicht sich lockert, wird der Hang noch steiler; ein aufrechter Gang ist kaum noch<br />

mõglich. Es wird ein Kraxeln auf alien Vieren, wobei eine Stunde mehr Krâfte kostet als drei<br />

Stunden auf einem Pfad, von Wurzelstock zu Wurzelstock, und plõtzlich sind die Felswânde da<br />

Ein Mscher Tritt und es ist aus. (S. 97)<br />

Die Attribute seiner Kultur in Gestalt eines Regenschirrns, eines Feldstechers oder einer<br />

Landkarte sind hinderlich oder nutzlos, der Schirm schutzt nicht vor dem Regen und<br />

erschwert das Gehen, Feldstecher und Landkarte ntitzen ihm bei Nebel nichts, weil die<br />

Orientierungspunkte aus dem Blick geraten sind. Einzig die Erinnerung an vergangene<br />

Wanderungen helfen ihm, so dass er doch noch die Passhõhe erreicht. Als Finesse<br />

innerhalb der Textgestaltung kommt es hier zur Kongruenz von Form und Inhalt - der<br />

Hõhepunkt der Erzáhlung ist erreicht, als Herr Geiser auf der Hõhe angelangt ist, von<br />

der aus er ins Nachbartal sehen kann. Von dort aus kõnnte er nach Basel fahren. Dieses<br />

„Gipfelerlebnis" weckt in Herrn Geiser jedoch keine Euphorie, sondem eine Reihe<br />

lapidarer Feststellungen, die signalisieren, dass der alte Mann keine Zielvorstellungen<br />

mehr hat. Ebenso wie er sein Ende akzeptiert, findet er sich mit der Historizitãt<br />

menschlicher Existenz ab. Das Zitat des Titels „- der Mensch erscheint im Holozân"(S.<br />

103) markiert diese Erkenntnis. Der Wendepunkt Uegt wenig spáter in seiner<br />

Entscheidung, doch wieder ins Tal zurùckzukehren, da er nicht mehr weiB, was er in<br />

Basel, seinem frùheren Wohnort, machen soil. Was soil Herr Geiser in Basel?" (S. 105)<br />

heiBt es als Moment des Zweifels und spãter aus Ûberzeugung „Was soil Herr Geiser in<br />

Basel!" (S. 109) Das verânderte Satzzeichen ist das minimalistische Gestaltungsmittel,<br />

das auf das Ende eines Reflexionsprozesses verweist. In seiner selbstbewuBten<br />

Entscheidung manifestiert sich Herm Geisers Autonomie, so dass seine Umkehr doch<br />

denen diese Textpassage spielt. (S. 104) Herr Geiser ist aber durch und durch profan eingestellt; er sucht<br />

vor dem Muttergottes-Fresko nur nach einem liegengebliebenen Ovomaltine-Papier.<br />

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