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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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peripheres, marginales Motiv" 42 darstellen, lãsst sich an der Art ihrer Thematisierung<br />

exemplarisch die Auseinandersetzung Walsers mit dem zeitgenõssischem „kollektive[n]<br />

Bildmaterial 43 " festmachen. Die Alpen spielten Anfang des 20. Jahrhunderts im<br />

õffentlichen Diskurs eine wichtige Rolle fur die helvetische Integrationsideologie und<br />

waren ein bevorzugtes Sujet in der sogenannten Heimatliteratur, die den literarischen<br />

Markt prágte und mit dem Gegensatz von GroBstadt und Land eine grofistadtmude<br />

Leserschaft an sich band. Robert Walser distanziert sich explizit von dieser Art von<br />

Literatur, nicht ohne spõttische Seitenhiebe an seine geschaftstuchtigen Berufskollegen<br />

Ernst Zahn und J.C. Heer zu verteilen. In Robert Walsers Texten hingegen tauchen die<br />

Alpen nicht als topographische Realitát, sondern als artifizielle Kulisse auÇ mit deren<br />

Bildcharakter Walser spielt, so in seiner Erzãhlung Kleist in Thun von 1907 oder in<br />

seinem Prosastiick Kleine Wanderung von 1914. Gleichzeitig stellt das Alpenmassiv als<br />

„Horizontlinie, in welcher dieses in die Luft ubergeht" 44 fur Walser ein Faszinosum dar,<br />

das er mit der Musikmetaphorik verbindet und so die Starre des Bildes auflõst. So heiBt<br />

es in dem Prosastiick Leben eines Malers von 1916: „Das Heldenhafte der Schneeberge,<br />

deren hoher Schwung und herrliche Bewegung bei aliem Graziõsen einem aus<br />

Heldenzeiten stammenden Liede gleichen, dies und áhnliches ist hier denkbar eigenartig,<br />

sehr mir der Liebe sowohl zu all dem schõnen wie auBerordentlich wirksam zum<br />

Ausdruck gebracht und in die Grenzen der Darstellung gebannt worden." (GW III, 149).<br />

Es ist Peter Utz' Verdienst, die sprachliche Umsetzung des gebirgigen Horizonts in<br />

Klangbilder aufzuzeigen und damit Walsers subversiven Umgang mit dem<br />

zeitgenõssischen Bilddiskurs nachzuweisen. In seinem Aufsatz „Heimattrãume. Risse im<br />

literarischen Film der Schweiz bei Gottfried Keller, Robert Walser und Thomas<br />

Hûrlimann" von 1991 untersucht Peter Utz die Entwicklung des Heimatbildes<br />

schweizerischer Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts und weist unter anderem nach,<br />

dass bei den drei Autoren die Alpen zum Bildrepertoire des Heimatdiskurses gehõren. 45<br />

Utz, 1998: 92<br />

ebda.: 90<br />

ebda.: 120<br />

Utz, 1991:913-925<br />

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