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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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„Sehen"- ais Erkennnen der Ordnung der Orte, im Bild - und dem „Gehen" im<br />

Vorschreiben von Bewegungen - als raumbildende Handlungen. 26 Ein besonderer<br />

Augenmerk wird also bei der Textanalyse der Frage gelten, wie sich die Protagonisten in<br />

den sie umgebenden Raumen verhalten und worauf ihr Blick fall:.<br />

Meine Untersuchung beschrânkt sich - mit Ausnahme des literaturhistorischen<br />

Úberblicks - auf literarische Texte der deutschsprachigen Schweiz. Diese Einschrankung<br />

ist methodisch insofern sinnvoll, als die Alpen in der Schweiz anders als in Deutschland<br />

und Osterreich seit dem 18. Jahrhundert eine besondere Funktion als nationales<br />

Bildthema ubernommen haben, d.h. zu einem zentralen Bauelement fur die Konstruktion<br />

einer nationalen Identitat wurden. Die Berufung auf eine unverwechselbare<br />

Landestopographie (und eine glorreiche Geschichte) gehõrten besonders in<br />

multikulturellen Gesellschaften, in denen eine „Rasse" oder einheitliche „Sprache" als<br />

verbindendes Element fehlen, zu den bevorzugten Diskurspraktiken. 27 Die Stilisierung<br />

der Alpen und insbesondere des Gotthard zu einem «Gedachtnisraum" 28 , an dem sich der<br />

Schweizerische Nationalgedanke bildhaft konkretisiert, hat dazu gefuhrt, dass auch in der<br />

zeitgenõssischen Literatur der Schweiz die Thematisierung der Alpen einer<br />

Auseinandersetzung mit der Schweiz als Staat gleichkommt.<br />

Analysiert werden literarische Texte ab 1970. Wie bereits gesagt, beginnt ab den<br />

siebziger Jahren die Diskussion õkologischer Fragen die Õffentlichkeit zu bewegen,<br />

ebenso die Kritik an autoritãren Strukturen. Inwiefern schlágt sich dieses verânderte<br />

Umweltbewusstsein und die Politisierung in literarischen Texten wieder? Zu uberpriifen<br />

ist weiterhin, ob der konstatierte Raumverlust, der als Charakteristikum der<br />

zeitgenõssichen Kultur gilt und u.a. durch verânderte Fortbewegungsmittel und<br />

Brandstetter lehnt sich an die Thesen de Certeaus an. Brandstetter, 2000: 472<br />

27 Mit diesem kulturkomparatistischen Ansatz lassen sich z.B. die Diskurspraktiken zum nationalen<br />

Selbstverstandnis von multikulturellen Gesellschaften wie den USA, der ehemaligen Tschechoslowakei<br />

und Luxemburg mit denen der Schweiz vergleichen, die allesamt auf Geschichte und geographisches<br />

Milieu rekurrieren. Marchai 1992: 15<br />

28 Mit dem Gotthard wurden im Lauíe der Geschichte mehrere Bilder im kollektiven Imaginâren<br />

verbunden, die sich gegenseitig uberlagert haben: im 18. Jahrhundert wurde der Gotthard besonders als<br />

zentrales Quellgebiet, Dach Europas und Schutzwall gesehen, im 19. Jahrhundert, seit der Erõflhung<br />

des Eisenbahntunnels (1882) als Inbegriíf des schweizerischen Staates schlechthin, so dass in Quellen<br />

aus dem 19. Jahrhundert immer wieder vom „Gotthardstaat" die Rede ist. Im 20 Jahrhundert ist der<br />

Gotthard mit dem Réduit-Konzept verbunden und wurde zum Symbol des militarischen Widerstands auf<br />

Kosten der Zivilbevõlkerung. Vergleiche auch Marchai 1992: 35-53<br />

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