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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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Die Klaustrophobie des beriichtigten Vogtes zur Griindungszeit der Eidgenossenschaft ist fur<br />

einen mittelalterlichen Menschen nicht ungewõhnlich. Erst der Arzt und Dichter Albrecht v.<br />

Haller (1708-1777) schuf mit seinem beruhrnten Lehrgedicht Die Alpen jene Begeisterung fur<br />

das Gebirge, die dem mittelalterlichen Menschen noch nicht vergõnnt war; was freilich bei<br />

Albrecht v. Haller noch einen durchaus apologetischen Charakter hat, wird spãter, insbesondere<br />

bei J.W. von Goethe und anderen, zur naturlichen Empfindung, in der Romantik zuweilen<br />

exaltiert, bis es vornehrnlich durch Englander zum Alpinismus kommt (Erstbezwingung des<br />

Matterhorns durch E.Whymper im Jahre 1865), erst durch den Massen-Tourismus des 20.<br />

Jahrhunderts wird die Bergfreude, nicht zuletzt dank Seilbahnen und Skilifts usw., vollends<br />

popular. (S. 468)<br />

So lásst sich der Text auch als ironische Umkehrung des Alpen-Mythos von Haller lesen.<br />

Wo Haller die Bergbewohner als „vergniigtes Volk" (S. 22, Z. 471) bezeichnet, werden<br />

sie bei Frisch ,,murrisch" genannt:<br />

Wenn er die sturen Felsen sah und das Gerõll, uberall Hange von Gerõll, verstand er, dafi sie<br />

miirrisch waren, obschon er, Ritter Konrad oder Grisler, ihnen nichts zuleide getan hatte. Er<br />

lobte ihr Vieh. Im Durcbschnitt waren sie klein und kraftig. In den ersten Tagen meinte er, allé<br />

hatten Krõpfe. Sie hatten diese kurzen und dicken Halse, diese stammigen Halse, diese kurzen<br />

und stammigen Nacken, wenig Hinterkopf, eine niedrige und kantige Stirn, darunter zwei<br />

Augen mit einem stechenden Blick. (S. 415)<br />

Wáhrend bei Frisch die Alpen spõttisch als Gerõllhalden dargestellt werden, preist Haller<br />

die Alpen als Schutzwall vor den schlechten Einfliissen von auBerhalb. Haller, der im<br />

ubrigen ebenfalls FuBnoten verwendet, um dem Leser zusãtzliche Erláuterungen zu<br />

geben, kommt in FuBnote 100 auf die „vollkommene Gleichheit der Alpenleute" zu<br />

sprechen; Frisch hingegen weist auf die soziale Ungleichheit hin, die im Mittelalter<br />

herrschte. Bei den Eidgenossen handelte es sich um Grundeigentumer und nicht um ein<br />

„Volk der Hirten". ,JJie Idee, ein Volk der Hirten habe sich verschworen, ist spãteren<br />

Datums und verkennt den mittelalterlichen Geist der Verschwõrung vom 1.8.1291, die<br />

zur Griindung der Schweiz gefiihrt hat" (S. 447). Haller lobt die Liebesbeziehungen der<br />

Bergleute, die sich nicht um gesellschaftliche Interessen und Normen kummern (S. 8, Z.<br />

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