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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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Ein weiteres Beispiel fur die Textgeneration aus dem Schauplatz sind die Sagen<br />

vom Tittituntsch (S. 87f.) und vom Bau der Teufelsbriicke in der Schõllenenschlucht<br />

(S.88-90). Dièse Textpassagen werden zum Teil in Mundart eingefiïgt, aus dessen<br />

„dodekaedrische[r] Urchigkeit" durch die Haufung von „â"- Lauten weiteres<br />

Originalitâtskapital fur den Text geschlagen wird. Der Teufelsstein bei Gõschenen stellt<br />

nicht nur einen Schreibimpuls fur eine weitere Sage und einen lokalhistorischen Exkurs<br />

(S. 90f.) dar, sondem wird zum Schauplatz fur den Fluch auf die Mutter, der auf<br />

Althochdeutsch (S. 11 Of.) und in einer neuhochdeutschen Ùbersetzung (S. 154f.)<br />

erscheint. Er wird eingeleitet durch ein persiflierendes Zitat aus Jean Pauls Siebenkãs :<br />

„Rede des toten Christus vom Weltgebáude herab, daB kein Gott sei" 220 - bei Burger<br />

wird daraus „eine stabende Rede des toten Dozenten und verschaukelten Patienten vom<br />

Dach des Wasserschlosses herab" (S. 110). Dass ein dreizehn Meter hoher Granitfelsen<br />

sowohl als Teufelsstein, als auch als Dach des Wasserschlosses bezeichnet wird und im<br />

Zitathintergrund auf das Weltgebáude verweist, kann als Beispiel fur die Arbitraritãt von<br />

Bezeichnetem und Zeichen angesehen werden, auf die der Roman hinweist. Zudem<br />

vereint der neuhochdeutsche Fluch mehrere aus der Topographie abgeleitete Stilmittel:<br />

die Kãlte- und Granitmetaphern, Redewendungen, die sich auf Berge und Gestein<br />

beziehen, literarische Verweise (hier auf Gotthelfs Erzâhlung Die Schwarze Spinne, auf<br />

Thomas Manns Zauberberg und den Sisyphos-Mythos) und Verweise auf<br />

lokalhistorische Ereignisse wie die Schlacht von Nãfels, die die Schweizer gewannen,<br />

indem sie eine Lawine auslõsten. Das Spiel mit intertextuellen Verweisen gehõrt somit zu<br />

einem weiteren entscheidenden Gestaltungsmerkmal des Romans.<br />

Die hohe Konzentration an Stilmitteln hat zum Teil zu bissigen Kritiken gefuhrt,<br />

die sich aber zum Teil selbst von der Burgerschen Metaphorik anstecken lieBen. So stellt<br />

Wilfried Schoeller sich in dem Artikel „Wortkampf und Wortkrampf" die Frage, ob es<br />

dem Autor um die Geschichte einer Krankheit oder Thérapie gehe, oder ob die „Story<br />

nur als Vorwand" diene, „um mit groBem Getõse eine Wortlawine niederrollen zu<br />

lassen?" Zwar erkennt er den Unterschied zur „Selbstverstândigungs-Psycholiteratur" an,<br />

findet jedoch die „monomanische Worterwut, die sich durch Berge von Literatur friBt"<br />

Jean Paul, 1967: 160<br />

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