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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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das Gebirge zu den „ „Passagen" -landschaften, das heifit Landschaften, die mõglichst<br />

schnell durchquert wurden, auf dem Weg zu einem Ziel auBerhalb von ihnen." 23 . Wollten<br />

sich Menschen trotzdem in diesem flir sie schwierigen Gelânde aufhalten, so waren dafur<br />

ein hohes MaB an Anpassung an die natùrlichen Gegebenheiten und ein spezialisiertes<br />

Wissen nõtig. So bildete die Vertikale der Gebirgslandschaft eine fíir den Menschen<br />

„herausfordernde Raumachse", an der sich „die kulturellen Verháltnisse des Menschen zu<br />

sich selbst und zur Natur historisch ablesen" 24 lieBen. Dabei erfuhr die Bewertung und<br />

Interpretation der Berglandschaft Verãnderungen, die von den jeweils geltenden<br />

Vorstellungen von Natur abhângig waren. Die Alpen wurden nach ihrem „Eintritt" in die<br />

Literatur im 18. Jahrhundert in vielfacher Weise fîir die Texte modelliert oder neu<br />

„erfunden", beschrieben und bewertet, je nachdem welche naturphilosophischen<br />

Vorstellungen den Blick und die Feder des/der Schreibenden gelenkt haben.<br />

Damit sind zwei grundlegende Themen genannt, die die Literatur ùber die Alpen<br />

bis in die Gegenwart durchziehen: die Auseinandersetzung des Individuums mit sich<br />

selbst und mit seiner natùrlichen Umgebung. Wichtige Parameter, die diese Verháltnisse<br />

beleuchten, sind die menschlichen Handlungen in dem Raum und der Blick, der auf ihn<br />

geworfen wird. Michel de Certeaus These des Gehens als kommunikativem Akt mit der<br />

Topographie lásst sich auch fur die Analyse des Gehens im Gebirge fruchtbar machen. In<br />

seiner Untersuchung iiber das Gehen in der Stadt weist Michel de Certeau auf die<br />

Rhetorik des Gehens hin. „Der Akt des Gehens ist fur das urbane System das, was die<br />

AuBerung (der Sprechakt) fur die Sprache oder fur formulierte Aussagen ist." 25 Durch<br />

das Gehen eignet sich der Fufigânger ein topographisches System an, ebenso wie der<br />

Sprechende sich die Sprache aneignet; im Gehen erfáhrt der Ort seine raumliche<br />

Realisierung, wie der Sprechakt eine lautliche Realisierung der Sprache ist; und nicht<br />

zuletzt werden durch das Gehen Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Positionen<br />

hergestellt, ebenso wie durch die Sprache kommuniziert wird, indem der FuBgánger<br />

bestimmte Orte meidet und andere aufsucht. Durch das Sehen wiederum stellt er eine<br />

Ordnung der Orte her, fugt sie zu einem Bild zusammen. „Erzahlungen nun uberfuhren<br />

unaufhõrlich Orte in Rãume und Rãume in Orte; sie stiften den Transfer zwischen dem<br />

23 Kõhler, 1990: 255<br />

24 Bõhme, 1994: 65<br />

25 de Certeau, 1988: 189<br />

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