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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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einbaut. Insbesondere die Mythen und literarischen Texte, die sich aus der Topographie<br />

ergeben, seien hier erwãhnt. Wysling schreibt dazu:<br />

Erleichtert wird ihm das durch seine Ausbildung. Seine „germanistische Phantasie" (169) kann<br />

buchstáblich allé mythologischen und literarischen Quellen anzapfen. Der Kùnstlichen Mutter<br />

stehen viele kunstliche Vãter zu Gevatter. Hauptzitathintergrund ist natiirlich Goethes Faust.<br />

Die Briicken sind da hundertfáltig: Der Gotthard wird zum Blocksberg, der Gefreite Abgottspon<br />

zu Mephisto, das Bahnhofsbuffet Goschenen zu Auerbachs Keller, Mutter Inabnit (die<br />

Bahnhofswirtin) zu einer Blocksberghexe, die Krankenschwestern insgesamt sind eine<br />

„Satansbrut" (22). Schõllkopf ist Faust (Infaustas wird er ja genannt); er begegnet auf seinem<br />

Gang zu den Muttern der nordischen Helena. 218<br />

In einem Theatersaal im Inneren Berges wird die Szene „Gang zu den Muttern" aus<br />

Faust II inszeniert. Ziel dieser Vorfîihrung ist es, den Protagonisten durch ein<br />

gestalttherapeutisches Verfahren von seinem Mutterkomplex durch einen inszenierten<br />

Inzest zu heilen. Dabei wird Goethes Text zum Teil wõrtlich, zum Teil auf derbe Weise<br />

persiflierend eingebaut. 219<br />

Auch andere Mythen, in denen das Innere des Berges die<br />

Rùckkehr zum Urspriinglichen bedeutet, werden zitiert. So erscheint dem Patienten in<br />

einem Heilstollenabschnitt, der Venus-Grotte genannt wird, die Vision einer Frau als<br />

Mutter und Meer:<br />

Aus den Fluten, die sich teilten in zur Seite weichenden, haushohen Wogen, stieg ein<br />

salzgebrauntes, lichtvermâhltes Weib mit einer blonden Mahne bis ins Kreuz und watete in<br />

einem lippizzanischen Hiiftgang auf mich zu. Ich hatte mich zentaerschwer im Sand<br />

verbuddelt, war eine dieser Burgen mit Wãllen, Graben, Zinnen und Sõllern, wie sie die Kinder<br />

bauen gegen den azurenen Horizont, war der Bergfried. Doch was im Rhythmus an Ebbe und<br />

Flut auf mich zukam, war la mer und la mère, abgõttisch tosend. (S.200)<br />

Hier handelt es sich um ein Mythenamalgam, in dem die Geburt der Venus aus dem Meer<br />

mit dem Tannhausermythos verbunden wird; Venus erscheint hier allerdings nicht als die<br />

den Helden fesselnde, sondern inn befreiende.<br />

Wysling, 1996: 79. Die Seitenzahlen in Klammern beziehen sich auf eine andere als die von mir<br />

benutzte Ausgabe der Kùnstlichen Mutter. Siehe Burger, 1982<br />

219 Zu den Veranderungen, die Burger im Einzelnen vorgenommen hat, siehe Wunsche, 1998: 327-330<br />

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