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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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Was ich eigentlich wissen will, ist, ob meine Grofimutter, langjahriger Feriengast, umsorgt von<br />

zwei Dienstmãdchen, in der plõtzlich ausbrechenden Typhusepidemie wenigstens einen<br />

Augenblick lang hãtte Angst haben kõnnen. Ich weifi, das lafit sich, wie alies dieser Art, heute<br />

nicht mehr erfragen - sie wird sich an den Augenblick der Unsicherheit, den sie dreizehn Jahre<br />

lang leugnete, jetzt erst recht nicht mehr erinnern. Ich werde das, was mir aus meinen<br />

Recherchen iiber die Typhusepidemie bekannt ist, mit dem, was ich ohnehin iiber meine<br />

Grofimutter weifi, kombinieren und aus dieser Konfrontation den konsequenten Schlufi fur<br />

meine Geschichte entwickeln mûssen: Der Schlufi braucht nicht wahr zu sein, nur<br />

wahrscheinlich - und es mufi ein Schlufi sein; Angst ware die mindeste Konsequenz. (S.12f)<br />

Angst wird hier ais Indikator fur Missstãnde in der Umgebung oder im eigenen Leben<br />

dargestellt, insofern kommt diesem Gefuhl, das in den burgerlichen Wertvorstellungen<br />

oft ais Schwãche ausgelegt wird, eine entscheidende Rolle im Prozess der<br />

Bewusstwerdung zu. Indem der Ich-Erzâhler seiner Grofimutter Angst zuschreiben will,<br />

ãufiert er die Hoffhung, dass bei ihr die erstarrte Wahrnehmung aufbricht und die<br />

verdrangte Geschichte zulãsst. 167<br />

Eine mehrstrãngige Erzâhlweise charakterisiert den Aufbau des Textes. Die<br />

chronologische Gliederung in die Kapitel „Vorabend", „Erster Tag", „Zweiter Tag",<br />

„Dritter Tag" und „Griinsee" (dem Ausflugsziel des vierten Tages) entspricht dem<br />

Zeitraum, den der Ich-Erzâhler in Zermatt verbringt. Jedes Kapitel ist in vielfache<br />

Unterabschnitte unterteilt, die abwechselnd die Eigenwahrnehmung und die<br />

Fremdwahrnehmung, das Innen und das Aufien, die Gegenwart und die Vergangenheit<br />

wiedergeben. Das Kapitel „Vorabend" beschreibt die Reisevorbereitungen, die Fahrt und<br />

die Ankunft in Zermatt. Es ist nur in zwei Abschnitte geteilt und stellt eine Art Einleitung<br />

dar, in der die Protagonisten vorgestellt werden: der Ich-Erzâhler mit seinem<br />

Schreibvorhaben und die bettlâgerige Grofimutter, die ihn dabei unterstiitzt. Die drei<br />

folgenden Kapitel beschreiben jeweils einen Spaziergang des Erzâhlers, die Geschichte<br />

der Typhusepidemie, die Geschichte der Familie und deren Aufenthalte in Zermatt, wobei<br />

67 Vergleiche dazu auch die Thematisierung von Angst in Frischs Erzahlung Der Mensch erscheint im<br />

Holozan und in Hohlers Roman Die Steinflut. Flerr Geiser versucht seine Todesangst zu uberspielen und<br />

verkennt gerade dadurch, dass er kurz vor dem Ende steht. Bei Hohler entkommen nur die Figuren dem<br />

Tod, die auf ihre Angst hõren. Zur Aufwertung von Angst im õkologischen Diskurs siehe Oester 1996-<br />

168-182<br />

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